28.03.2024

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250 Jahre Ludwig van Beethoven


(Foto: YihuaJin-Mengel, Agentur)

(bro) (khm) Anlässlich der 250. Wiederkehr des Geburtsjahres von Ludwig van Beethoven (1770-1827) findet auch in Eberbach am Freitag, 7. Februar, ab 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus am Leopoldsplatz mit dem Hamburger Noah-Streichquartett ein nur Beethoven gewidmetes Kammerkonzert statt. Dazu lädt der Verein „Eberbacher Kunstfreunde" (71. Reihe seit Gründung des Vereins) ein.

Die Mitglieder des auftretenden Noah Quartetts kommen vom NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg. Sich neben der Orchesterarbeit künstlerisch auch in der anspruchsvollsten Gattung der Kammermusik auszudrücken, führte 2016 zur Gründung des Noah Quartetts und vielen erfolgreichen Auftritten. Die Leben sichernde Arche Noahs (hebräisch "Nṓaḥ- Ruhe“) aus der biblischen Sintflut ließ die Musiker sich vorstellen, Kammermusikspiel könne auch in einer quasi musikalischen Arche stattfinden, die Publikum und Musiker vor dem anstürmenden Lärm des modernen Lebens gleichsam bewahren solle.

Im Beethoven-Jahres 2020, da sich Beethovens Geburtsjahr 1770 zum 250sten Mal jährt, hat das Ensemble nun ein erlesenes Beethoven-Programm einstudiert mit je einem Quartett aus den drei Perioden von Beethovens Streichquartettschaffen zu insgesamt 16 Werken.

Das Allegro des c-moll-Quartetts op. 18/4 (zwischen 1798-1800) mit wunderbarer Hauptmelodie über pochenden Cello-Liegetönen und heftigen Akkordschlägen erhält so einen dramatisch pathetischen Charakter. Ein schwelgendes zweites Thema setzt sich davon ab. Das Auf und ab dieser Themen zeigen die Beethovenschen Merkmale von pathetischer Energie und tröstende Hoffnung. Bei den Binnensätzen verzichtet Beethoven auf einen langsamen Satz und setzt dafür zwei Tanzsätze: ein entspannendes, mit dem ersten Satz kontrastierendes Scherzo (C-Dur), dessen "kontrapunktische Gesprächsform" bewundert wird, und ein wiederum sich vom Scherzo abhebendes pathetisches Menuett (c-moll) mit Trio (As-Dur), dessen schlichte Melodie von Achteltriolen graziös umspielt ist. Das Finale Rondo-Allegro zeigt ungestümen Refrain und zwei meist stürmische Zwischenspiele, die am Ende in ein "sieghaftes Prestissimo" einlaufen. Die Violine I musiziert virtuos und ihre Dominanz wird von Puristen moniert, die auf instrumen- tale Gleichberechtigung im Quartett pochen. Dem Refrainthema Thema steht ein liebenswürdig zartes Seitenthema gegenüber. Die Tonbewegung verebbt schließlich pianissimo und mit drei triolisch gezierten Fortissimo-Schlägen aller Instrumente endet eindrucksvoll der Satz

Das Streichquartett Nr. 9 C-dur Op. 59/3 (bis 1806) und seine Nachbarn aus der mittleren Quartettperiode Beethovens wurden schon 1806 verwundert und bewundernd aufgenommen. Man bescheinigte ihnen: "Sie sind tief gedacht und trefflich gearbeitet, aber nicht allgemein faßlich - das 3te aus C dur etwa ausgenommen, welches durch Eigenthümlichkeit, Melodie und harmonische Kraft jeden gebildeten Musikfreund gewinnen muß.“ Das Quartet, das in seinem ersten Satz siegreich strahlend, im zweiten sanft melancholisch, im dritten rokokohaft graziös wirkt, während der vierte fugierte Satz, dessen Anfang die Erkennungsmelodie zur früheren Fernsehsendung „Das literarische Quartett“ (mit Marcel Reich-Ranicki) geworden war, den virtuosen Abschluss des Quartetts bildet und die Herausforderung an die Fähigkeiten eines Ensembles darstellt.

Der Geiger Arnold Schering (1877-1941) schrieb über das Streichquartett op. 131 cis-moll (1826), eines seiner fünf späten, das von Beethoven selbst für sein bedeutendstes erachtet wurde: “Solange die musikalische Welt dieses cis-moll-Quartett kennt, hat sie es unter die höchsten Offenbarungen des Beethovenschen Genies gezählt“.

Diesen Werken haftet der Ruf schwieriger Verständlichkeit und Aufführbarkeit schon seit Beethovens eigener Zeit an. Zumindest wurde mit ihnen die ”Gattung Streichquartett“ endgültig zum ausschließlichen Betätigungsfeld professioneller Ensembles, die allein noch Beethovens Ansprüchen entsprechen konnten. Diese Gipfelwerke wurden auch die herausfordernden Vorbilder für alle zukünftigen Komponisten, die sich an Beethoven messen lassen mussten. Der Komponist litt bei diesen Quartette bereits unter starker Schwerhörigkeit, so dass auch bei kompositorischer Arbeit er immer mehr auf sein und musikalisches Vorstellungsvermögen angewiesen war, d. h. er schuf seine genialen letzten Werke, ohne sie selbst noch akustisch völlig wahrnehmen zu können in einer Art „Ergotherapie“: Überwindung widrigen Geschicks durch kompositorische Höchstleistung, wie er selbst sagte, er schreibe Noten, um sich aus den Nöten zu helfen. In diesen letzten Quartwetten verlässt er auch die traditionelle Viersätzigkeit - op. 131 hat 7 Sätze - und “führt Programmatisches in die absoluten Musik ein, in der jeder außer musikalische Anlaß verpönt ist“ (Altmann 1,188). Beethoven notiert, das Quartett sei "das Abbild eines Tages aus seinem Leben". Richard Wagner wurde dadurch zu Charakterisierungen der sieben Sätze angeregt, die beginnen mit "Erwachen des Tages" und enden mit "So winkt ihm die Nacht ein Tag ist vollbracht“ . Das Siebener-Schema lässt vermuten, dass die Mitte, das vierte Stück “Andante mit Variationen“ das Zentrum sein müsse, was auch tatsächlich so ist sowohl seiner Länge nach als auch seiner hervorragenden musikalischen Gestaltung wegen. Dieser zentrale Variationensatz gilt als der großartigste, den Beethoven je geschrieben. Gerahmt wird dieses Andante auf der einen Seite von einem schwermütigen Fugensatz (1), einem beschwingten Allegro (2) und einem kurzen Allegro moderato (3), dem Übergang zum zentralen Andante (4). Auf der anderen Seite stehen ein spielfreudiges, ausgelassenes Scherzo “Presto“ (5), ein melancholischer kurzer Klagegesang “Adagio“ (6), der das Finale (7) vorbereitet: ein “rauh und ruppig sich gebendes“ Allegro.

Einlasskarten und Programmhefte für Nichtabonnenten gibt es an der Abendkasse.

13.01.20

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