23.04.2024

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Erste Hilfe ist das wichtigste Glied in der Rettungskette


Lebensretter vom 24. September mit Dr. Patrick Schottmüller (r.) am Ort des Geschehens: Susanne Richter, Simone und Markus Haas sowie Sandra Lenz (v.l.). (Foto: Claudia Richter)

(cr) Dem Mut zur Ersten Hilfe von Passanten verdanken in Eberbach in jüngster Zeit mindestens zwei Männer vermutlich ihr Leben. Die Rettungskette habe bestens funktioniert, bestätigte rückblickend auch der leitende Notarzt.

Jährlich wird Ende September in der “Woche der Wiederbelebung” auf die richtige Verhaltensweise bei einem medizinischen Notfall hingewiesen. Bereits Mitte September wurden Menschen in Eberbachs Innenstadt Zeuge, wie wichtig erste Hilfe ist. Ein 52-jähriger Mann kollabierte, Anwesende erkannten die Situation, begannen mit Herz-Druck-Massage. Weitere Hilfe kam hinzu, einer der Defibrillatoren, die in Eberbach in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung fast flächendeckend vorzufinden sind, kam zum Einsatz. Der Mann lebt, es gehe ihm gut, so Dr. Patrick Schottmüller, der das Defi-Projekt in Eberbach begleitet und als leitender Notarzt heute über diesen Einsatz berichtete.

Ein weiterer Notfall ereignete sich am 24. September in der Nähe einer Tankstelle in Eberbach. Susanne Richter fuhr mit ihrem Auto von der Wilhelm-Blos-Straße in Richtung Friedrich--Ebert-Straße, als ihr ein am Boden liegender Mann auffiel. Sie stellte ihr Fahrzeug ab, schnappte ihren Mund-Nasen-Schutz und eilte zu dem etwa 70-jährigen Mann. Ein anderen Autofahrer habe den Bewusstlosen auch bemerkt und direkt einen Notruf über die Telefon-Nummer 112 abgesetzt, erzählte Richter. Sie selbst habe mit Herz-Druck-Massage begonnen, nachdem kein Puls mehr zu fühlen war. Abgelöst wurde sie von einem jungen Arzt, der wohl zufällig an der Tankstelle gewesen sei. Auch Sandra Lenz kam an der Unglücksstelle vorbei, sah die Reanimationsversuche an der auf dem Gehweg liegenden Person und leistete Erste Hilfe. Inzwischen seien auch Krankenwagen und Notarzt in Richtung Tankstelle unterwegs gewesen, erinnerten sich Simone und Markus Haas, die mit ihrer Tochter Luisa an diesem Nachmittag ebenfalls zu den Ersthelfern zählten. Während Mutter und Tochter gemeinsam bei der Reanimation des Mannes halfen, regelte Markus Haas spontan den Verkehr im Kreuzungsbereich. Der Senior konnte mit dem Krankenwagen in eine Klinik gebracht und weiter behandelt werden. Auch ihm gehe es inzwischen gut, versicherte Schottmüller. Er selbst war an diesem Donnerstag nicht im Dienst, ist aber bestens über den Vorfall informiert. Er dankte den Ersthelfenden, die das wichtigste Glied in der Rettungskette seien. Beide Männer hätten wahrscheinlich nur durch das beherzte Eingreifen der Personen überlebt, so der Arzt. Aber gerade in Zeiten von Corona befürchtet er, dass Menschen nicht bereit zur Ersten Hilfe sind.

Heute ließen Lenz, Richter und das Ehepaar Haas den Vorfall Revue passieren. Man habe reagiert und geholfen, allerdings auch bemerkt, wie anstrengend eine Herz-Druck-Massage sei, so die einstimmige Aussage. Über das Verhalten mancher Anwesenden zeigte man Unverständnis. Der Patient habe vor der Ausfahrt der gut frequentierten Tankstelle gelegen, aber außer Zuschauen habe man von vielen Anwesenden keine Reaktionen erkennen können. Ein Lkw-Fahrer konnte ebenfalls nicht aus dem Tankstellenbereich fahren. Er blieb im Fahrzeug sitzen. Er habe Zeit, so seine Aussage, über die sich Richter heute noch ärgere.

Schottmüller betonte noch einmal die Wichtigkeit der Ersten Hilfe, immerhin sterben jährlich bis zu 100.000 teils junge Menschen am plötzlichen Herztod, so der Arzt. Den Anwesenden bescheinigte er heute eine gute Arbeit beim gemeinschaftlichen Anpacken und wünscht sich dieses Verhalten von vielen Menschen auch in der aktuellen Zeit der Pandemie.

25.10.20

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