Ein Trio das in keinen Rahmen passt (Foto: Björn Balcke)(bro) (khm) Am Freitag, 25. Februar, um 20 Uhr musiziert das Hamburger, vom Deutschen Musikrat geförderte Trio “Out of Frame“, ein “aus dem üblichen Rahmen fallendes“ Ensemble mit Dawid Jarzynski (Klarinette) Wieland Bachmann (Kontrabass) und Andreas Hering (Klavier) im Evangelischen Gemeindehaus in Eberbach.
Musiziert werden im Konzert drei Duos (C-, F-, B-Dur) WoO 27 für Klarinette und Fagott (hier Kontrabass) von Beethoven. Diese gefälligen Stücke könnten um 1800 in Wien geschrieben sein. Die Melodik ist aber noch "mannheimisch" und die Führung des begleitenden Parts bei weitem nicht so gewandt wie bei späteren Werken. Diese einfachere Machart verweist die Duos eher in seine Bonner Zeit (vor 1792), als Beethoven Hofmusiker beim musikalischen Fürsterzbischof Max Franz von Köln gewesen war, der in seiner Tafelmusik gleich zwei Klarinettisten hatte.
Es folgen zwei Werke Chopins (1810 - 1849), der wie Schumann (*1810) und Mahler (+1911) eine der Gedenkpersönlichkeiten der Jahre 2010/11 ist. Chopin war franko-polnischer Herkunft und gilt als “Genie der Mazurken, lmpromptus, Polonaisen, PréIudes, Scherzi und Balladen, Valses und Nocturnes“. Er komponierte fast ausschließlich Werke für Klavier oder mindestens mit Klavier. Trefflich charakterisierte ihn Heinrich Heine: “Chopin ist der große, geniale Tondichter, den man eigentlich nur in Gesellschaft von Mozart oder Beethoven oder Rossini nennen sollte. - Er ist nicht bloß Virtuose, er ist auch Poet.“ Gespielt wird das Nocturne op. 27/2 Des-Dur (1835), die eine “Mondscheinnacht voller Liebesgesänge“ evoziert. Mit Nocturne (Nachtstück) assoziiert man den Namen Chopin, der davon 18 Werke hinterlassen hat und so zum Inbegriff des Nocturne-Komponisten geworden ist.
Es folgt die “Grande Valse“ op. 42 As-Dur (1840), der Höhepunkt der 14 Chopinwalzer. Die Gattung kannte er aus dem walzerbegeisterten Wien. Doch sind die seinigen keine volkstümliche Unterhaltungsmusik. Sie wirken wie ”Impressionen vom zeitgenössischen Salon: abendliche bis nächtliche Feste, chevalereske Gesten, wirbelnde Paare“. Ihr rasches Tempo macht sie kaum für den Tanzsaal geeignet.
Serge A. Koussevitzky (1874 - 1951), begabter Sprössling einer Musikerfamilie, wurde in eine Moskauer Musikschule aufgenommen, wo er die Wahl zwischen einem Fagott-, Posaunen- oder Kontrabassstipendium wählen konnte und sich für Letzteres entschied. Er wurde ein virtuoser Kontrabassist und ließ als erster eine Schallplatte mit dem Instrument aufnehmen. Große Aufmerksamkeit erregte seine Musikalität, die präzise Intonation und ein Spieltempo, das man bislang nicht mit dem Instrument Verbindung gebracht hatte. Koussevitzky wurde auch als Dirigent bekannt. Das Boston Symphony Orchestra dirigierte er bis 1949. In Russland hatte er eigenes Symphonieorchester gegründet und Konzerttourneen auf der Wolga mit eigens gechartertem Dampfer unternommen. Während der Revolution leitete er das Petrograder Staatliche Symphonieorchester, ehemals Hoforchester. Er verließ Anfang der 20er Jahre die Sowjetunion, wurde 1941 amerikanischer Staatsbürger, gründete musikalische Stiftungen, dank derer viele zeitgenössische Werke komponiert wurden. Zum eigenen Komponieren blieb dem Vielbeschäftigten wenig Zeit. Es gibt neben seinem Concerto für Kontrabass op. 3 (1905) nur wenige, doch recht populäre Werke für Kontrabass und Klavier, darunter die Valse Miniature op. 1/ 2. Von seinem sechssätzigen Septett op. 20 (1800) sagte Beethoven „Das ist verfluchtes Zeug“. Ich möchte, dass es verbrannt würde." Dass man am ihm vor allem die „liebenswürdigen, unterhaltenden Qualitäten“ schätzte, störte Beethoven. Die gelehrten, nicht nur die galanten Merkmale des Werkes sollte man würdigen.
Inzwischen aber brachte es das Septett aber auf Tausende von Aufführungen - in Eberbach 1989 und 2009. Zu seinem Ruhm trug auch die von Beethoven 1803 selbst gefertigte Klaviertriofassung op. 38 (hier für Klarinette, Kontrabass und Klavier) bei, die seinem Wiener Arztes Johann Adam Schmidt und dessen Tochter, einer befähigten Pianistin, gewidmet war. Das Septett war in der langen Zeit ohne Schallplatten und CDs meist in dieser Fassung bekannt und verfehlt auch so seine Wirkung nicht.
Karten für Nichtabonnenten gibt es an der Abendkasse.
01.02.11
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