Landwirtschaft und Naturschutz im Einklang (Foto: Doris Lenz)(dl) Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich am Sonntagnachmittag viele interessierte Eberbacher auf dem Breitenstein ein, um sich über den weiteren Verlauf des Naturschutz- und Naherholungsgebietes zu informieren und den neuen Pächter Dr. Hans Zollmann kennen zu lernen. Landtagskandidatin Charlotte Schneidewind-Hartnagel und weitere Vertreter/innen von Bündnis 90/Die Grünen sowie Vertreter/innen und der Vorstand Dr. Max Schulz vom Naturschutzbund (NABU) hatten dazu eingeladen.
Der Tierarzt Hans Zollmann, der mit seiner Frau und den Töchtern die Stutenmilchfarm in Mülben betreibt, legt großen Wert auf natürlich biologische Tierhaltung und kontrolliert biologische Landwirtschaft und hat dafür den Förderpreis “Ökologischer Landbau” erhalten.
Zollmann berichtete, dass ihm die Verhältnisse des Breitensteins bestens bekannt sind und er das Geschehen dort schon immer verfolge und im Blick habe. Außerdem erklärte er, dass er zwar langfristig großes Interesse habe, zumal er bereits das Frieseneck in Dielbach von der Stadt gepachtet hat, er aber auch die Chance brauche, um hineinzuwachsen und zu sehen, wie sich die Sache entwickelt. Viele Ideen hat er für den Breitenstein, neben dem Anbau von Roggen und Buchweizen kann er sich vorstellen, die bereits stark verfallenen Steinterrassen wieder aufzubauen. Auch einen Imker auf dem Breitenstein ist für ihn gut vorstellbar.
Sehr zum Erstaunen der Zuhörer ist das 135 ha große Gelände in über tausend Parzellen aufgeteilt. Lediglich 15 ha gehören der Stadt Eberbach und auch diese bilden keine zusammenhängende Fläche, sondern sind partiell verteilt. Nun werden nicht alle Parzellen bewirtschaftet und einige dürften mittlerweile an Erbengemeinschaften übergegangen sein. Durch die Besitzzersplitterung und die vielfältige Kulturlandschaft ist die landwirtschaftliche Nutzung des Lands sehr schwierig und deshalb ist es Hans Zollmann vorrangig wichtig, mit den Besitzern Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam über weitere Möglichkeiten zu beraten.
In den kommenden zwei Jahren möchte er zunächst die Grünflächen zur Heugewinnung nutzen. Darüber hinaus sollen die Schafe von Peter Hasslinger die Wiesen kurz halten, damit sie nicht verfilzen, denn wenn nichts gemacht wird, verwildert alles. Er schlägt ebenso vor, außer ein paar Gänsen und Hühner vorerst kein weiteres Vieh zu halten.
Der Vorpächter Lubig bleibt weiterhin im Haus wohnen, der Schäfer wird die Halle übernehmen, und die Stallungen wird er selbst nutzen. Um den Breitenstein mit einem Schlepper erreichen zu können, möchte er die Möglichkeit haben, den bereits vorhanden Hohlweg über das Frieseneck von Dielbach aus kommend zu befahren.
Die vielfältigen Landschaftselemente von Blumenwiesen über Ackerflächen, Steinbiotope und Trockenmauern, Heckenstreifen sowie die Streuobstwiesen und der nah angrenzende Wald haben einen großen ökologischen Wert. Der NABU ist darauf bedacht, den Bestand der Obstbäume aufrechtzuerhalten und durch Neupflanzungen zu verjüngen. So konnten durch das ehrenamtliche Engagement im letzten Jahr hundert neue Apfelbäume gepflanzt werden, die von der Volksbank gespendete wurden, wie Heini Rumetsch berichtete. Demnächst soll der an das Wohnhaus angrenzende Garten ebenfalls mit Hilfe des NABU wieder angelegt werden.
Immer wieder machte Zollmann an diesem Nachmittag deutlich, dass ihm eine kooperative Partnerschaft zwischen der Stadtverwaltung, den Besitzern der Parzellen, den Landwirten, dem Schäfer und auch den Jägern sehr wichtig ist. Auch an der Unterstützung durch den NABU ist ihm sehr gelegen.
Neben ein paar kritischen Stimmen, die befürchten dass mit dem neuen Pächter einzelne Abschnitte eingezäunt werden, Blütenpflanzen und Wildkräuter durch die Abgrasung der Schafe verschwinden würden, und dass das Heu durch die Verunreinigung der Schafe nicht mehr als Futter zu gebrauchen ist, war der Großteil der Anwesenden allgemein sehr froh und dankbar, allen voran Dr. Max Schulz vom NABU, mit Hans Zollmann einen fachkundigen und kompetenten neuen Pächter gefunden zu haben, der sich des Breitensteins annehmen will.
Laut Meinung von Hans Lubig, ist es die einzige Möglichkeit, die sich machen lässt und zitiert lächelnd Wilhelm Busch “Einem jeden Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."
23.03.11
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