Naturparke müssen personell besser ausgestattet werden Engagierte Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Dr. Achim Brötel (Sprecher AG Naturparke), Claus-Peter Hutter (Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg) und Andreas Braun (Geschäftsführer TMBW) (v.l.). (Foto: privat)
(bro) (mr) Die sieben Naturparke sind wichtige Säulen für eine nachhaltige Entwicklung in
Baden-Württemberg, so das Ergebnis des ersten baden-württembergischen Naturparkkongresses am Donnerstag, 30. Juni, in der Alten Mälzerei in Mosbach.
„Ob Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft - alle Welt fordert eine stärkere Vernetzung und die enge Zusammenarbeit der Akteure auf lokaler Ebene. In den Naturparken hier in Baden-Württemberg ist das längst gelebter Alltag. Jetzt müssen wir daran arbeiten, das auch kundzutun”, erklärte Dr. Achim Brötel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Naturparke, Vorsitzender des Naturparks Neckartal-Odenwald und Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises beim Kongress. Dr. Brötel forderte gleichzeitig eine bessere personelle Ausstattung der Naturparke. „Die "one-man-show" in den Naturparken muss ein Ende haben. Wir brauchen endlich mehr Personal.“
Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg, sieht in den Naturparken lebendige Bausteine für die ökologische Standortsicherung. „Mit den Naturparken werden Ökologie, Ökonomie, Umweltbildung und Naturschutz zusammengebracht. Ein Naturerbe, das ungeschmälert an kommende Generationen weitergegeben werden muss“, so Akademiechef Hutter. Trotzdem gebe es noch zahlreiche Potenziale, wie etwa die Gesundheitsprävention, die stärker als bislang genutzt werden können - auch zur Profilschärfung der Naturparke.
Gerade auch die Tourismus-Marketing GmbH sieht in der naturräumlichen und landschaftlichen Ausprägung Baden-Württembergs enorme Potenziale. „Baden-Württemberg ist das Naturerlebnisland schlechthin. Wir müssen es schaffen, unsere Großschutzgebiete so auszustatten, dass sie ihren vielfältigen Aufgaben auch wirklich nachkommen können. Denn es mangelt nicht an kreativen Ideen, sondern an personellen Kapazitäten, sie auch umzusetzen”, forderte Andreas Braun, Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg.
Nur wenn es gelänge, das faszinierende Natur- und Kulturerbe Baden-Württembergs auch in Wert zu setzen und die Bevölkerung für den Schutz und den Erhalt zu sensibilisieren, könne eine nachhaltige Entwicklung letztlich umgesetzt werden.
Und genau das war Ziel des Kongresses in Mosbach, den die Akademie für Natur- und Umweltschutz gemeinsam mit den Naturparken und der Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg veranstaltete. „Wir wollen uns nicht gegenseitig loben, sondern sehen, was in Zukunft möglich ist”, so Dr. Brötel. „Neue Handlungsfelder müssen erschlossen werden, und die Balance zwischen Naturschutz und Naturerlebnis muss dabei gewahrt werden,“ darin waren sich die Veranstalter einig.
Wie das Ziel aussehen könnte, beschrieb Andreas Weissen, Geschäftsführer des Netzwerks Schweizer Pärke aus dem südlichen Nachbarland beim Kongress. In der Schweiz war es 2009 gelungen, die Naturparke mittels einer landesweiten Kampagne optimal zu vermarkten - was sich letztlich auch in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger niederschlug. Und die Zustimmung und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger braucht es ganz besonders - da waren sich alle beim Kongress einig. Ohne aktive Bürgerbeteiligung könne weder der Schutz der landschaftlichen Vielfalt, der Biodiversität noch die regionale Wertschöpfung durch einen sanften Tourismus erfolgreich sein.
Rund 100 Teilnehmer waren aus allen Teilen des Landes nach Mosbach gekommen, darunter zahlreiche Bürgermeister aus Naturparkgemeinden, Mitarbeiter des Tourismus aber auch Naturschützer und Akteure der Nachhaltigkeitsbildung - ein erster Erfolg für die Steigerung der Attraktivität und Akzeptanz der baden-württembergischen Naturparke.
Jetzt sollten die Kontakte, die beim Kongress aufgebaut wurden, weiter ausgebaut werden, und vor allem das Profil der Naturparke durch neue Handlungsfelder geschärft werden. Ansätze dafür bot der Kongress zur Genüge. Jetzt gelte es, diese Ansätze gemeinsam in die Praxis umzusetzen, so die Veranstalter.
01.07.11
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