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Nachrichten > Wirtschaft und Arbeit

Gut fürs Wohnen - schlecht für die Wirtschaft

(cr) Eine so genannte "Kommunalumfrage" führte die IHK Rhein-Neckar (Industrie- und Handelskammer) im Frühjahr in Eberbach durch. Die IHK-Mitglieder sollten dabei die Stadt als Wirtschaftsstandort bewerten. Die Resonanz war gering, aber die Urteile der Teilnehmer fielen überwiegend negativ aus.

An 196 Unternehmen wurden Fragebögen versandt, 33 Firmen gaben ausgefüllte Bögen zurück, eine Rücklaufquote von knapp 17 Prozent. Das Ergebnis wurde dieser Tage präsentiert. Eberbach kommt auf einen Notendurchschnitt von 3,4 auf der üblichen Schulnotenskala von 1 bis 6 und bildet damit das Schlusslicht hinter den anderen Städten der diesjährigen Umfrage (Buchen, Hockenheim, Schriesheim, Schwetzingen, St. Leon-Rot und Walldorf). Das ist schon auf den ersten Blick wenig überraschend, denn fünf der Konkurrenten liegen in der infrastrukturell bestens versorgten Rheinebene, und auch Buchen hat gegenüber Eberbach eine bessere Autobahnanbindung sowie topographische Vorteile. Der Durchschnitt aller sieben Städte lag bei 2,6, was das Ergebnis Eberbachs besonders schlecht wirken lässt: "Dieser Abstand von 0,8 Noten ist extrem und bei anderen Umfragen bei insgesamt 29 Kommunen vor zwei Jahren noch nie übertroffen worden", urteilt Dr. Gunther Quidde von der IHK.

"Schöne Lage am Neckar mit gut erhaltenen alten Fachwerkhäusern, Geschäfte mit individuelle Beratung (leider immer weniger), gutes Sicherheitsgefühl" - diese Äußerung eines Unternehmers im Fragebogen ergebe laut IHK zusammenfassend das Bild einer Stadt, in der es sich gut leben lasse. Als Wirtschaftsstandort schneide Eberbach deutlich schlechter ab. Neben der Benotung des Wirtschaftsstandorts wurde die Bedeutung einzelner Standortsfaktoren für die Unternehmen abgefragt. Außerdem konnten frei formulierte Meinungsäußerungen abgegeben werden. Besonders unzufrieden waren die Umfrageteilnehmer mit der Verkehrsanbindung, mit der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, aber auch mit der Stadtverwaltung, der Wirtschaftsförderung und dem Image Eberbachs. Selbst beim Kultur- und Freizeitangebot liegt Eberbach ganz hinten. Überdurchschnittlich punkten kann die Stadt nur beim Betreuungsangebot für Kleinkinder.

Um den Wirtschaftsstandort Eberbach zu verbessern, empfiehlt die IHK der Stadtverwaltung, auf die Unternehmen zuzugehen, um das Vertrauen der lokalen Wirtschaft zu gewinnen. Da Eberbachs Unternehmen schon jetzt Schwierigkeiten hätten, offene Stellen zu besetzen, sollte die Stadt laut IHK den Unternehmen bei der Personalbeschaffung behilflich sein, auch indem sie das Image sowie das Kultur- und Freizeitangebot verbessere.

Wie repräsentativ das Umfrageergebnis bei der eher geringen Teilnehmerquote ist, bleibt fraglich. 22 der 33 Teilnehmer stammen aus dem Bereich "Handel und Dienstleistungen". Beteiligt haben sich auch sechs Industrieunternehmen. Die Umfrage soll alle zwei Jahre wiederholt werden, um eine Tendenz erkennen zu können.

Keine Rolle spielten in der Umfrage die Auswirkungen anonymer und negativer Foreneinträge im Internet auf das Image der Stadt. Allerdings wurde dieses Thema bei der Präsentation der Umfrageergebnisse in der vergangenen Woche in einem kleinen Kreis von Unternehmervertretern und Verwaltungsangehörigen im Rathaus angesprochen (siehe unten).

15.09.11

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