Günschtig – Jubiläumsprogramm zum 60. von Ländle und Breuer Thomas C. Breuer, dem Anlass entsprechend in Schwarz-Gold bzw. Schwarz-Gelb, weil es zu Gold dann doch nicht gereicht hat. (Fotos:Wörner)(tw) Am Donnerstag, 5. Januar, war Thomas C. Breuer auf Einladung des Kulturlabors Eberbach mit der Premiere seines neuen Programms "Günschtig" zu Gast in der ausverkauften Galerie Artgerecht.
Der in Rottweil lebende Autor und Kabarettist ist kein Unbekannter in der Kabarettszene und in Eberbach. Einmal mehr, zumal mit einer Premiere, begeisterte der "Wortspieler und Sprachkünstler" sein Eberbacher Publikum.
In seinem neuen Programm zum 60 .Geburtstag von Baden Württemberg, der mit seinem eigenen 60. einhergehe, befasse er sich hauptsächlich mit Regionalthemen. Da müsse er sich schon keine Texte zu Jammergestalten wie z.B. Christian Wulff einfallen lassen. So konnte Breuer sein Programm getrost beginnen, wie er es immer schon einmal wollte. Nämlich mit "Mein Physiotherapeut hat mir erzählt...". Die Geschichte der Frau, die beim Anheben des Fußes dem Therapeuten das Knie unter das Kinn stößt und die Schwierigkeiten des Baden-Württembergers offenbart, für die Fortbewegung und die dafür erforderlichen Apparate die richtigen Worte zu finden. So gehe bei uns im Süden der Fuß bis zu den Hüften, und Probleme mit dem Fuß seien auch in der Wade möglich. Mit Laufen sei natürlich Gehen gemeint, wobei Gehen am Neckar nicht gleich Lauffen am Neckar sei, denn das liege bei Heilbronn.
Bei seiner Dienstkleidung hätte es aus Budgetgründen für die Landesfarben Schwarz-Gold nicht gereicht, so der Kabarettist. Jetzt wäre es halt Schwarz-Gelb geworden, wobei Gelb für Baden stehe, und Schwarz für Württemberg, er aber auch Schwarz trage, weil er in Schwaben leben müsse. Das habe er jetzt aber nur gesagt um einen Mitleidsbonus zu erheischen und am Ende des Abends wäre zu klären, ob der Bindestrich Baden und Württemberg trenne oder der Trennstrich es verbinde.
Natürlich ist auch die Bahn wieder Thema im neuen Programm des bekennenden Zugfahrers und BahnCard-Nutzers. Nach wie vor habe die Bahn Schwierigkeiten. So hielten die Züge meist erst nach der vorgesehenen Zeit, das verstehe man heutzutage unter Nachhaltigkeit. Auch wunderte er sich, dass die Strecke zwischen Villingen und Rottweil wegen des Tiefs Andrea am Donnerstag gesperrt wurde, obwohl noch gar nichts passiert sei. Im letzten Winter warnte die Bahn gar davor Züge der Deutschen Bahn zu benutzen.
Lachsalven beim Publikum erntete Breuer auch mit den Top 10 seiner gesammelten Zugdurchsagen im entsprechenden Dialekt. So schallte aus dem Lautsprecher in der Schweizer Bundesbahn "Die technischen Voraussetzungen für eine Abfahrt sind nicht erfüllt", und auf seiner Hausstrecke der Gäubahn war die Strecke wegen einer vorausfahrenden S-Bahn ein bisschen blockiert, wie der Zugführer verkündete.
Mit der Endung "le" nehme der Baden-Württemberger vielen unangenehmen und aufgeblasenen Personen, Ereignissen und Entwicklungen den Schrecken, so Breuer über die sprachlichen Besonderheiten im Ländle. Ein typisches Beispiel sei da "Ab-wärts-spira-le". Das "le" mache uns unbeschwert, auch wenn wir mal wieder außer Rändle und Bändle seien.
Bei kulinarischen Streiflichtern Baden-Württembergs widmete sich der Kabarettist auch dem Wirtschaftsförderer Eberbachs, dem Bärlauch und E-ber- ba-cher Bär-lauch-tage könne man fast so schön aussprechen wie Al-pirs-ba-cher Klos-ter-bräu.
"Günschtig", Thomas C. Breuers kuriose Reise durch Baden-Württemberg ist kürzlich auch als Buch erschienen. Seine Reise durch Baden-Württemberg in der Galerie Artgerecht unterbrach er mit einem seiner Wahlheimat gewidmeten Blues, Geburtstagsgedichten fürs Ländle und Mundharmonika-Einlagen. Und weil Country-Songs beim Kabarett unterrepräsentiert sind, obwohl man sie gleich auf Anhieb mitsingen kann weil sie Dank ihrer konsequenten Stumpfsinnigkeit meist übersichtlich strukturiert sind, sang Breuer auch den Eberbach-Countrysong. Der Text des Songs sei zugegebenermaßen universell und für viele Orte anwendbar, wenn man nicht gerade in Balingen-Weilstetten wohne oder in Lichtenau- Scherzheim.
Das Eberbacher Publikum bedankte sich mit reichlich Beifall für über zwei Stunden anspruchsvolles Kabarett, und erst nach mehreren Zugaben wurde Thomas C. Breuer von der Bühne entlassen.
Infos im Internet: www.tc-world.com
08.01.12
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