Mit viel Wind soll Eberbach zur klimabesten Stadt werden Dr. André Suck erläuterte die Klimaschutzziele und -maßnahmen. Viele Stühle im Ratssaal blieben leer. (Fotos: Hubert Richter)(hr) Vor fast genau fünf Jahren wurde unter dem Motto "Prima Klima in Eberbach" mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes begonnen. Das Ergebnis liegt jetzt vor und wurde heute im Saal des Rathaus vorgestellt.
Seit der Präsentation des CO2-Fußabdrucks am 18. November 2009 (Link zum Bericht s.u.) war es ruhig geworden um das Klimaschutzprojekt. Mitte Dezember 2009 tagten vier Arbeitskreise, und in den beiden Folgejahren wurde das Konzept unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterentwickelt. Mehrfach war es Thema in nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderats und seiner Ausschüsse. Das fertige "Klimaschutzkonzept Stadt Eberbach" umfasst knapp 200 Seiten. Als Ziel wird formuliert, dass Eberbach die "klimabeste Stadt der Metropolregion Rhein-Neckar" werden wolle, "indem sie die höchste prozentuale Reduktion an CO2-Emissionen bis 2025 in der Metropolregion erreicht." Dargestellt werden noch einmal die Energiebilanz und der CO2-Fußabdruck Eberbachs, die Ausbaupotenziale erneuerbarer Energien und Möglichkeiten der Energieeinsparung. Schließlich wird eine Energiebilanz und ein CO2-Fußabdruck für das Zieljahr 2025 prognostiziert, und im letzten Teil werden Maßnahmern zur Umsetzung des Konzepts vorgeschlagen.
Josef Konradl und Dr. André Suck vom "Zentrum für rationelle Energieanwendung und Umwelt GmbH" (ZREU) erläuterten das Werk. Als Zielgröße wurde vorgegeben, in Eberbach die Gesamtemissionen an CO2 bis 2025 um rund 38 Prozent gegenüber 2007 senken zu wollen. Erreicht werden soll dies vor allem mit Windkraftanlagen, für die ja bereits Planungen laufen (wir berichteten). Suck schätzt das Potenzial auf 20 Windräder, die gemeinsam jährlich rund 150 Gigawattstunden Strom erzeugen könnten. Das wäre knapp das Doppelte des jährlichen Gesamtstrombedarfs in Eberbach. Außerdem soll die Nutzung von Holz zur Wärmegewinnung gesteigert werden. Beides führt zu einem sinkenden Heizölverbrauch und damit zu einer besseren CO2-Bilanz. Ein weiterer Stützpfeiler des Eberbacher Klimaschutzprogramms soll die Energieeinsparung sein, die vor allem in privaten Haushalten realisiert werden soll.
Zum Maßnahmenkatalog, den ZREU vorschlägt, gehört die Einrichtung eines Klimaschutzmanagers bei der Stadt, der alle Maßnahmen organisieren und koordinieren soll. Die Kosten einer solchen Stelle könnten für drei Jahre zu 65 Prozent aus Bundesmitteln gefördert werden, sagte Dr. Suck. Die vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen sind in die Handlungsfelder "Energieeffizienz", "Erneuerbare Energien", "Verkehr" und "Aktivierung der Bürger" unterteilt. Konkret vorgeschlagen wird neben Öffentlichkeitsarbeit und Beratung beispielsweise die Erneuerung der Straßenbeleuchtung in Eberbach, der Ausbau der Photovoltaik, ein Gesamtverkehrsplan zur Beruhigung der Innenstadt und Verbesserungen für den Radverkehr.
Das vollständige Klimaschutzkonzept kann als PDF-Dokument (3,19 MB) hier abgerufen werden. Der Gemeinderat wird dann über die Umsetzung der Maßnahmen entscheiden. Inwieweit die Zielerreichung im Jahr 2025 überprüft werden kann ist offen, denn Eberbach ist allein ins Rennen um die CO2-Reduzierung gestartet, ohne die Erhebung von Vergleichszahlen anderer Städte. Die Resonanz in der Bevölkerung auf "Prima Klima" hält sich ohnehin in Grenzen: Neben Mandatsrägern und Mitarbeitern der Stadt oder anderer Institutionen blieb die Zahl interessierter Bürgerinnen und Bürger im Ratssaal heute im einstelligen Bereich.
Frühere Nachrichten zu "Prima Klima in Eberbach":
Infos im Internet: www.omano.de/download/26792/klimaschutzkonzept-eberbach-2012.pdf
22.03.12
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