Kommission schätzt Verlust auf 1,5 Millionen Euro - Wirtschaftsprüfer soll Klarheit bringen Die Prüfungskommission legte ihre Einschätzung der Vereinsfinanzen vor. (Foto: Hubert Richter)(hr) Im großen Saal der Stadthalle fand heute Abend die ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins Stiftung Altersheim Eberbach statt. Seit der letzten Versammlung hatte der Verein nach Aktivitäten der Bürgerinitiative "BISS" um die Zukunft des ehemaligen Seniorenheims Dr.-Schmeißer-Stift einen enormen Mitgliederzuwachs erfahren.
Von den aktuell 541 Mitgliedern (Ende 2011 waren es nur 165) kamen heute 176 Mitglieder in die Stadthalle. Nach einem kurzen Bericht des Vereinsvorsitzenden, Bürgermeister Bernhard Martin, schilderte Heimleiterin Doris Popp ausführlich und detailliert die Angebote, Aktivitäten und Maßnahmen zur Qualitätssicherung im vereinseigenen Pflegeheim "Lebensrad" im Schafwiesenweg mit gut 90 Bewohnern und knapp 80 Beschäftigten, bis sie aus der Versammlung unterbrochen und gebeten wurde, sich kürzer zu fassen, und rasch zum Ende ihrer Ausführungen kam.
Die im Sommer bei außerordentlichen Mitgliederversammlungen (wir berichteten) neu gebildeten Gremien "Prüfungskommission" und "Findungskommission" präsentierten Zwischenergebnisse ihrer Arbeit. Ute Böhm, Hans Wipfler und Andreas Diehm informierten für die Prüfungskommission über die Finanzen des Vereins. Weil Kommission und Vorstand sich vor allem über den Restbuchwert der Immobilie Dr.-Schmeißer-Stift (derzeit mit rund 2 Millionen Euro ausgewiesen) und die Erfordernis einer Wertberichtigung des Anlagevermögens nicht einig sind, soll nun ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer zur Sonderprüfung der Bilanz eingesetzt werden. Die Kommission setzt den Restwert viel niedriger an und errechnet einen Verlust von mindestens rund 1,53 Millionen Euro, die der Verein aufgrund der seitherigen Beschlusslage des Gemeinderats von der Stadt Eberbach einfordern müsste. Dem Vereinsvorstand wird von der Kommission außerdem vorgeworfen, in den vergangenen Jahren zu viele Entscheidungen ohne die Mitglieder getroffen zu haben, was satzungs- und gesetzeswidrig sei. Diesen Vorwurf will der Vorstand rechtlich prüfen lassen. Die Kommission moniert weiterhin, dass aufgrund des späten Versammlungstermins seit neun Monaten noch kein Wirtschaftsplan für 2012 beschlossen ist und der Vorstand seitdem ohne Mitgliederbeschluss wirtschaftet. Die Prüfungskommission schlägt neben einer neuen Satzung und Geschäftsordnung auch eine neue Finanzordnung vor, in der die Befugnisse des Vorstands für Kassenanordnungen beschränkt werden sollen.
Weil die Prüfungskommission mit ihrer Arbeit noch nicht fertig ist, gilt der von Doris Popp vorgestellte Rechenschaftsbericht für 2011 nur als vorläufig und wurde heute ebenso wenig beschlossen wie der Wirtschaftsplan für 2012. Folgerichtig kam es auch nicht zu einer Entlastung des Vorstands. Spätestens Ende September sollen die offenen Punkte in einer weiteren Mitgliederversammlung behandelt werden.
Gisela Hemberger gab für die Findungskommission heute ebenfalls einen Zwischenbericht ihrer Arbeit ab, allerdings noch ohne konkrete Vorschläge für die Sanierung des Dr.-Schmeißer-Stifts.
Nach über drei Stunden Sitzungsdauer und nachdem schon zahlreiche Mitglieder den Saal verlassen hatten, wurde die Versammlung beendet. Der Antrag eines Mitglieds, für die nächste Versammlung den Tagesordnungspunkt "Abwahl des Vorstands" aufzunehmen, wurde mehrheitlich abgelehnt, obwohl drei Vorstandsmitglieder selbst dafür stimmten.
07.09.12
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