Weltkulturerbe im Taschenformat
(bro) (rst) Am 24. November wird im Museum der Stadt Eberbach um 15 Uhr eine neue Sonderausstellung eröffnet, die über die Winterzeit bis zum Frühjahr im ehemaligen Ratssaal gezeigt werden soll. Diesmal geht es um Kartonmodelle bedeutender Baudenkmäler Europas, um Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser auf Modellbaubogen.
Architekturmodelle waren ursprünglich und sind noch heute ein wichtiges Hilfsmittel bei der tatsächlichen Planung von Neubauten. So konnte man das künftige Aussehen den zukünftigen Nutzern oder Bauherren schon vorab anschaulich vorführen, aber auch alternative Bauideen oder einzelne, schwierig vorzustellende Details im Dreidimensionalen austesten.
Aus Altertum und Mittelalter sind zwar höchstens kleine Votivmodelle erhalten, keine solchen Planungsmodelle, aber immer wieder halten Stifterfiguren von Bauten deren Modelle in den Händen. Aus der frühen Renaissance sind bereits Modelle von Bauprojekten erhalten, etwa von Brunelleschi für den Bau des Florentiner Domes und dann mehrere Modelle für die Bauplanung des Petersdoms in Rom. Solche Modelle konnten aus Holz, aber auch anderen Materialien sein. Dabei stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch bereits die ersten Modelle, die anstatt aus Holz aus Papier hergestellt waren, so eine Sonnenuhr in Kreuzform von 1529 des Nürnberger Theologen und Feinmechanikers Georg Hartmann oder das Modell eines Militärlagers zum Training für Offiziere 1544 des Wetzlarer Künstlers Hans Döring.
In der Eberbacher Ausstellung werden eine große Anzahl von historischen Bauwerken vor allem aus Mitteleuropas vorgestellt, die in der konventionellen Papiertechnik hergestellt sind. Es handelt sich um Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, aber auch Stadttore, Rathäuser, historische Wohnhäuser sowie einige technische Bauten. Sie erstrecken sich über mehr als ein Jahrtausend vom frühen Mittelalter bis fast in die Gegenwart. Moderne technische Anlagen oder futuristische Produkte der Science Fiction - ein neues Schwerpunktgebiet der Papierkunst - sind nicht mehr mit einbezogen. Die Modelle werden jeweils in einer Vitrine so aufgestellt, dass die beieinander stehenden Bauten sich im Maßstab möglichst wenig unterscheiden, damit sie für den Betrachter besser vergleichbar sind. So werden ganz neue Perspektiven auf die Bauten möglich, und man wird zu Vergleichen gebracht, an die man vorher gar nicht gedacht hat.
16.11.12
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