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Nachrichten > Kultur und Bildung

Begeisterung nicht nur bei Brahms-Puristen - Bühne frei für Nachwuchs-Musiker


(Fotos: Klosterverein)

(bro) (rau) Am vergangenen Mittwoch um 20.44 Uhr hatten sich in der Klosterkirche Hirschhorn zahlreiche Kunstfreunde versammelt und die Gretchenfrage lautete: Lieben sie Brahms? Doch nach dem Erlebnis des Spiels von Alexandra Netzold (Cello) und Brigitte Becker (Piano) konnte die Frage nur noch eine rhetorische sein. Viel Beifall und zwei Zugaben waren die klare Antwort.

Will man als Bergsteiger auf ‚den‘ Gipfel, so denkt man an den Mount Everest. Bei Cellisten sind es die beiden Brahms-Sonaten für Cello und Klavier, so Aloisia Sauer in ihrer Begrüßung. In der Tat hat Johannes Brahms hier zwei Referenzwerke dieser Gattung geschaffen, an denen kein ambitioniertes Duo vorbeikommt. Sowohl aus der 1. Sonate, op. 38, als auch aus der 24 Jahre später entstandenen zweiten, op. 99, erklangen je zwei Sätze.

Alexandra Netzold hat mit Rostropowitsch gearbeitet und gibt Meisterkurse, Brigitte Becker konzertiert im In- und Ausland. So konnte man die beiden Gipfelwerke genießen, ohne sich über technische oder interpretatorische Fragen Gedanken machen zu müssen. Auch das Ambiente und der Raumklang stimmten. Damit waren die Voraussetzungen ideal, sich ganz der Musik und ihrem inneren Wesen zu widmen. Die erste Sonate schrieb Brahms nur zehn Jahre nach seiner unglücklichen Affäre mit Clara Schumann. Das Vorbild Beethoven ist präsent und dennoch hört man im elegischen e-Moll vom ersten Ton an den „echten“ Brahms: Den Hörer überwältigend, fällt er mit der Tür ins Haus und Melodien mit langem Atem beginnen zu strömen. Klavier und Cello befinden sich in perfekter klanglicher Balance, auch dann, wenn Netzold zupft und auch hier die Töne bis in den Abklang hinein gefühlvoll vibrieren lässt. Im Klavier sind es etwa Passagen, in denen die Bässe der linken Hand den Gesang des Streichinstruments leise unterwandern und für Gänsehaut-Effekte sorgen. Nicht nur, dass die mehr als zwei Jahrzehnte später entstandene zweite Sonate in lichtem F-Dur steht, ist sie auch ein Muster an Konzentration und Klarheit. Ein Mehr an gezügelter Schönheit scheint unmöglich zu sein, Brahms hat hörbar seinen Mount Everest erreicht, auch wenn sich sein Auftraggeber Robert Hausmann eigentlich ein Konzert statt „nur“ einer Sonate erhofft hatte. Zwischen den Sonatensätzen spielte das Duo Lieder aus deren Entstehungszeit, in der Konzertmitte und als Zugabe das zu Herzen gehende „Wiegenlied“.

(as) Music-Scouts
Musiker zu werden, ist gar nicht so einfach. Es bedarf einer einfühlsamen Hinführung zur Musik, eine erwachende Leidenschaft, ein Gefühl für das Instrument und seine Musik und dann noch viel, viel Fleiß. Das wissen die Protagonisten, die am 26. Juli um 20.44 Uhr in der Hirschhorner Klosterkirche auftreten. Musik-Scouts – so lautet das Motto des Abends und das darf wörtlich verstanden werden, denn tatsächlich haben die Lehrer der Musikschule Hirschhorn die Besten unter ihren Schülern ausgewählt, an diesem Abend ihr Können einem wohlwollenden und interessierten Publikum vorzuführen.

Es ist ein Abend, an dem das Lampenfieber der Eleven deutlich zu spüren sein wird, aber auch der Stolz der Familie in den Kirchenbänken und der Lehrer, die mit ihren Schülern mitfiebern. Bei aller Begabung und Spielfreude braucht es auch Meilensteine, auf die die Schüler hinarbeiten. Eine Vorführung stärkt den Eifer und die Disziplin der Proben. Sie macht aber auch stolz, diese oft schwierige Hürde, anspruchsvolle Stücke vor großem Publikum zu spielen, zu nehmen. Es ist ein besonderer Abend, der ganz und gar dem Musikernachwuchs gewidmet ist. Und wer weiß, vielleicht ist es der Beginn so mancher großen Musikerkarriere.

Gespielt wird ein bunt gemischtes und durchaus anspruchsvolles Programm mit Blocklöten in allen Variationen und Besetzungen. Mal hört man Altflötentrio mit Barockmusik, mal im Duett mit dem Spinett, mal erklingt Latin-Music, gespielt von einem Trio mit Klavierbegleitung. Außerdem spielen Harfen, Violine, Cello, Klavier und Querflöte. Unter den Musikern ist übrigens auch eine Preisträgerin von Jugend musiziert. Man darf also gespannt sein.

Es wird also ein lebendiger Abend, an dem das Lampenfieber ausnahmsweise auch im Publikum erlebt wird, wo die Familie mit ihren jungen Künstler/innen mitfiebert. Das Konzert der Schüler der Hirschhorner Musikschule ist Tradition bei den AusKlang-Konzerten und wird von den jungen Künstlern lange vorbereitet.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

19.07.23

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