Hören, wo der Schuh drückt (Foto: privat)(bro) (nm/im) Eine Herzensangelegenheit des Mitglieds des Landtages Baden-Württemberg Hermino Katzenstein (Bündnis 90/ Die Grünen) ist der regelmĂ€Ăige Austausch mit Schulklassen und die Möglichkeit, dabei zu hören, âwo der Schuh drückt.â Einige Druckstellen wurden kürzlich in der Diskussion mit der Klasse 9c der Realschule Eberbach deutlich spürbar aufgezeigt.
In aktuellen Diskussionen mit Schüler/innen beginnt das âABCâ derzeit hĂ€ufig erst mit C. C wie Cannabislegalisierung kam auch hier gleich zur Sprache. Neben der Diskussion um Cannabis dürfe das groĂe Gefahrenpotential des oft verharmlosten und gesellschaftlich fest verankerten Alkohols nicht aus den Augen verloren werden. Der kritische Rundum-Blick auf die Gefahren von Suchtmitteln müsse ganzheitlich sein.
Aufgrund vieler persönlicher Erfahrungen zeigten die Schüler/innen ihr UnverstĂ€ndnis auf, dass die öffentlichen Verkehrsmittel so oft ausfallen oder mit gröĂeren VerspĂ€tungen fahren würden. Die Jugendlichen bezweifelten, dass der öffentliche Nahverkehr im aktuellen Zustand so eine echte Hilfe bei einer MobilitĂ€tswende sein könnte.
Auch wenn die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie noch ganz andere Fragen im Bereich der Bildungspolitik aufwerfen, machten die Schüler/innen deutlich, wie wichtig ihnen gute politische Bildung an der Schule ist. Schule hat in der heutigen Zeit der Fake-News gerade auch den Auftrag, den Schüler/innen einen kritischen Blick beizubringen und zu lehren, wie Informationen auĂerhalb der eigenen Blase kritisch hinterfragt werden können.
Hermino Katzenstein machte hinter diesen Wunsch der Schüler/innen ein groĂes Ausrufezeichen: âHĂ€ufig wird der Diskurs dadurch bestimmt, dass man zwar abweichende Sichtweisen gleich in einer Blase verortet, aber die eigene Bubble nicht mehr gedanklich erkennen und verlassen kann.â Auf die Frage, welches wohl die gröĂten Herausforderungen seien, vor denen wir derzeit gesellschaftlich stehen, zeigte sich der Landtagsabgeordnete besorgt: âWir fahren ungebremst auf eine Wand im Klimaschutz zu. Je spĂ€ter wir bremsen, desto hĂ€rter werden wir auf die Bremse steigen müssen.â Im Bereich der Verkehrs-Emissionen gĂ€be es bspw. seit 30 Jahren keine nennenswerten Einsparungen, und der Wandel im Klimaschutz lĂ€sst sich ohne einen Wandel in der individuellen MobilitĂ€t nicht bewerkstelligen. Mit den Worten Obamas zeigte Katzenstein auf: âWir sind die erste Generation, die den Effekt des Klimawandels zu spüren bekommt, und die letzte Generation, die etwas dagegen machen kann.â
Besorgt zeigte sich der Politiker auch darüber, dass die gesellschaftliche SolidaritĂ€t abgenommen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wieder deutlich zugenommen hat. âGerade im Umgang mit der Migration brauchen wir Lösungen, die den Menschen nicht aus den Augen verlierenâ, so der Politiker.
Die Möglichkeit, âihreâ Fragen direkt einem Landtagspolitiker stellen und in den Austausch gehen zu können, empfanden die Schüler/innen der Klasse 9c der Realschule Eberbach als etwas Besonderes im Schulalltag.
Organisiert und begleitet hatte dieses Treffen Martin Kohler, Lehrer an der Realschule Eberbach.
15.01.24
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