Experte informierte über NSG-Ausweisung Ein Anruf des Bürgermeisters beim Regierungspräsidium könnte genügen, um das Verfahren anzustoßen. (Foto: Hubert Richter)(cr) Über ein mögliches Verfahren zur Ausweisung eines Naturschutzgebiets (NSG) auf dem Breitenstein informierte sich gestern Abend der Eberbacher Gemeinderat.
Als Referent dazu eingeladen war Dr. Christoph Aly, der vor seinem Ruhestand als Mitarbeiter der Regierungspräsidiums (RP) die Ausweisung etlicher Naturschutzgebiete begleitet hatte und sich als Vorsitzender des NABU Wiesloch weiterhin ehrenamtlich für Naturschutz engagiert. In den 1980er Jahren gab es schon einmal einen Versuch, den Breitenstein zum NSG zu machen, allerdings blieb das Areal seither lediglich Landschaftsschutzgebiet.
Das Thema stieß gestern auf größeres Interesse, was eine ungewöhnlich hohe Besucherzahl im Horst-Schlesinger-Saal zeigte. Bürgermeister Peter Reichert sagte, dass es sich um eine erste Information handele und man die Bevölkerung in einem transparenten Verfahren “von Anfang an mitnehmen” wolle. Derzeit wird die Landschaftspflege auf dem Breitenstein, insbesondere die Unterhaltung der Magerrasen, durch Schafbeweidung gesichert. Es ist aber nicht absehbar, wie lange der dortige Schäfer das noch übernehmen wird.
Laut dem zuständigen Referat Naturschutz und Landschaftspflege beim RP Karlsruhe, besitze der Breitenstein aufgrund zahlreicher Biotope und schützenswerter Lebensräume “die fachliche Wertigkeit eines NSG”, führte Aly aus. Die Magerrasen seien v.a. durch den Adlerfarn bedroht, der schon etwa 20 Prozent erobert habe. Bei insgesamt 1.600 ha Offenland auf Eberbacher Gemarkung und einem landesweit geforderten NSG-Anteil von 2,5 Prozent sollte Eberbach eigentlich 40 Hektar (ha) als NSG ausweisen. Aktuell gibt es in Eberbach das NSG “Brombacher Tal” mit 19 ha und den Kranichberg mit 8 ha. Es wäre also noch Luft nach oben, so Aly.
Ein Verfahren zur NSG-Ausweisung wird vom RP geleitet. Das Startsignal dazu müsse laut Dr. Aly aber von der Stadt Eberbach kommen. Vorbereitend soll dann auch geklärt werden, mit welchen Konflikten im Rahmen der bisherigen Nutzung beispielsweise durch Grundbesitzer und Besucher zu rechnen ist und ob Entschädigungen erforderlich wären. Dr. Aly sieht Konfliktpotential am ehesten mit dem Mountainbike-Sport im Rahmen der “Bikeländ”-Trails. Die Dauer des Verfahrens hänge stark davon ab, wie einig man sich ist oder ob es Widerstände gibt, so der Experte gestern.
Bürgermeister Peter Reichert sagte, man werde in einer der nächsten Ratssitzungen besprechen, ob er das RP auffordern soll, ein NSG-Verfahren auf dem Breitenstein einzuleiten.
06.09.24
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