WERBUNG


Volksbank Neckartal

Gelita

Sparkasse Neckartal-Odenwald

www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de
08.12.2024
                   WhatsApp-Kanal
Das Wetter in: 
EBERBACH
 STARTSEITE  |  VIDEOS  |  TERMINE  |  DISKUSSION  |  ANZEIGENMARKT 

Nachrichten > Kultur und Bildung

Weitermachen, auch wenn es nicht mehr geht


(Foto: Thomas Wilken)

(tom) Mit der Verpflichtung von Christoph Sieber ist dem Arbeitskreis Stadtkultur in Oberzent ein GlĂĽcksgriff gelungen. Ăśber zwei Stunden lang begeisterte einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten gestern Abend seine Fans in der Alten Turnhalle.

„Weitermachen!“ riet der Comedian den Besuchern, wenn die ganze Welt um sie herum zu zerfallen droht. Denn besser wird es sowieso nicht mehr. Das war es aber früher, ohne Internet. Das ist sowieso sein Thema Nummer 1. Ohne das weltweite Netz war alles besser, gab sich Sieber den Erinnerungen an die gute alte Zeit hin.
330 Gäste in der dicht bestuhlten Turnhalle folgten ihm in diesem seligen Ausflug in die nähere Vergangenheit bereitwillig. Nicht nur einmal war ein Nicken zu sehen, eine gemurmelte Zustimmung, ein herzhaftes Lachen, wenn sich der 54-Jährige Wahl-Kölner genussvoll dem Gegenwarts-Bashing hingab.
Mit einigem Stolz gab er zum Besten, dass eine frühere Idee von ihm inzwischen tatsächlich in der Realität angelangt sei: eine in den Boden eingelassene Ampel, damit Handynutzer beim Überqueren der Straße nicht mehr nach oben schauen müssen.
Der gebürtige Schwabe verleugnete bei alldem seine Herkunft nicht. Er sang ein Loblied über die Digitalisierungsbemühungen der Bäckerei Häberle („der Weck ist das Ziel“). Das ging dann aber eher in die Richtung der Lobpreisung all der systemrelevanten Berufe wie Handwerker, Lehrkräfte oder Landwirte, die den Laden am Laufen halten. Aber die im Dunkeln sieht man eben nicht. „Kein Respekt mehr vor der Arbeit“, lautete seine Klage.
Sieber vermag es gekonnt, seinen Mitmenschen den Spiegel vorzuhalten. Dabei darf er sich dann ab und zu auch eine kleine Spitze in Richtung Publikum erlauben, die er gekonnt mit viel Selbstironie wieder einfängt. Seine Kritik an der heutigen Gesellschaft verpackt er in einen großen Wortschwall. Seine vielschichtigen Klagen laufen aber auf die Dauer immer aufs Gleiche raus: Früher war alles besser.
Etwa der gesunde Menschenverstand, mit dem heutzutage Schindluder getrieben wird. Er entschuldigte sich beim debilen Schimpansen, der fĂĽr manchen Vergleich herhalten muss, aber wohl manches eher besser machen wird. Und stellte fest, dass oft nicht die Klugheit fehlt, sondern die Empathie.
Eine ganz arme Sau ist dabei das Hirn, das in einer dunklen Höhle seekrank vor sich hinwabert. Und alles von anderen erfahren muss. Mit dem Ergebnis, dass es nicht alles glaubt, was ihm angeliefert wird. Das machte der Kabarettist plastisch deutlich an der Meldung eines entlaufenen Löwen. Der glaubt das Gehirn erst, wenn die Hosen schon voll sind.
Das allerschlimmste fĂĽr den Menschen ist, wenn ihm etwas weggenommen wird, verdeutlichte Sieber am Beispiel der Ă–lheizung. Als ob vorher jede Woche mit der gekuschelt wurde, mokierte er sich ĂĽber die Aufregung nach dem Heizungsgesetz. Bei allem verzapften Unfug unternahm der Moderator der Mitternachtsspitzen ab und zu auch einen Ausflug ins Ernste - in die Politik.
Ganz deutlich wurde in der Turnhalle, was er vom amerikanischen Präsidentschaftskandidaten hält. Auch sonst ist seine Aversion gegen Populisten egal in welchem Land stark ausgeprägt, was ihm lauten Beifall einbrachte. Ebenso laut sind die Lacher, wenn es um Google-Bewertungen ging: nämlich für ein Hochzeitsstudio, das laufend die Bilder retuschieren muss, um keine schlechte zu bekommen. Dabei liegt das Problem eigentlich am hässlichen Brautpaar.
Die sozialen Medien sind nicht sein Ding. Für Sieber kehrt damit das Mittelalter mit seinem Pranger zurück. Außerdem können dadurch in den USA „fünf zugekokste Milliardäre“ Einfluss auf die Präsidentenwahl nehmen. Auch die künstliche Intelligenz bekam in seiner Tirade ihr Fett weg. „Ich kenne keine Problem, das bei Facebook gelöst wurde“, bekannte der Comedian.
Sein Vorschlag: eine Woche das Internet abschalten und sich endlich mal denen widmen, die die wirklichen Macher sind. Nicht die selbsterklärten starken Männer. Wobei ihm auch nicht passt, dass heute in diversen Talkshows alles ausdiskutiert werden muss. Bei seinem Männerbashing hatte er klar die eine Hälfte des Publikums kräftig auf seiner Seite, die andere musste mitlachen. Starke Menschen sind für ihn die, die jeden Tag Elend erleben und daran nicht zerbrechen – vor allem Frauen.

03.11.24

Lesermeinungen

Lesermeinung schreiben

[zurück zur Übersicht]

© 2024 www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de Druckansicht
eMail senden nach oben

[STARTSEITE]    [VIDEOS]    [TERMINE]    [DISKUSSION]    [ANZEIGENMARKT]
©2000-2024 maxxweb.de Internet-Dienstleistungen
[IMPRESSUM] [DATENSCHUTZERKLÄRUNG]


WERBUNG


Werben im EBERBACH-CHANNEL

Bestattungshilfe Wuscher

Catalent