Akustisches Kaminfeuer im Depot 15/7

(ak) “Café del Mundo” – das sind Jan Pascal und Alexander Kilian, die mit ihren Flamencogitarren am gestrigen Samstagabend auf Einladung des Kulturlabors ihre musikalische Welt nach Eberbach brachten.

Toni Dausch begrüßte das Publikum stellvertretend für das Kulturlabor im komplett ausverkauften Depot 15/7 und versprach schon eingangs ein „wärmendes Kaminfeuer der Kultur“.

Die Musiker entfachten gleich zu Anfang ein Feuer, das sich im Laufe des Abends weiterentwickelte und - wie ein gutes Kaminfeuer eben – immer heißer brannte. In ihr aktuelles Programm „Merry Guitar Christmas“, das ganz ohne Weihnachtslieder auskommt, starteten sie mit dem Hauptthema der Filmmusik zu Cinema Paradiso von Ennio Morricone in den Abend, noch in gemessenem Tempo.
Sie nahmen Fahrt auf mit der Malagueña „La Fiesta“ und machten aus dem mittelalterlichen „Scarborough Fair“, bekannt durch Simon & Garfunkel, einen gar nicht schwermütigen Flamenco.
Eigentlich sei Kilian der Gitarrist und er selbst der Komponist, so Pascal. Könner ihrer jeweiligen Passion sind sie beide –Pascal adaptiert nicht nur Musikstücke, die ihn inspirieren und „gitarrisiert“ sie, er erschafft auch eigene Kompositionen. Kilian setzt die Stücke um, als würde die Musik ihn ergreifen und in atemberaubendem Tempo und großer Präzision durch seine Finger über die Gitarre in den Raum fließen.
Beide ergänzen sich auch persönlich, Pascal als der Ältere, Gereiftere und Kilian als junger Wilder werfen sich mit ihren Moderationen genussvoll verbale Bälle zu, sehr zur Freude des Publikums. Und weil Running Gags einer Moderation guttun, wählte Kilian hier Eberbach, das er während des Abends immer wieder lobend erwähnte und das er nach seinen Angaben sogar Sir Paul McCartney empfahl, als er ihn während eines Aufenthalts in London kennenlernte.
Dieses kongeniale Zusammenspiel funktionierte bei den Beiden auch auf der musikalischen Ebene, so dass ein freundlich gesinnter Wettstreit der Gitarren entstand, der jedem Stück Dialog und Spannung verlieh.
Sie bereisten Filmwelten mit Ludovico Einaudis „Una Mattina“ aus „Ziemlich beste Freunde“ und legten einen Stopp ein im Odenwälder Winterhauch, der nicht nur zu einem eigenen Song inspiriert hatte, sondern auch namensgebend für ein Album wurde. Weiter ging die Reise über den „Zauber einer arabischen Nacht“ in die kristalline Eiswelt von „Crystallize“, einem Stück der Violinistin Lindsey Stirling, die darin Dubstep mit klassischem Violinenspiel kombiniert.

Nach der Pause war das Kaminfeuer bereits mit reichlich Glut unterlegt, und das Publikum wurde aufgeweckt mit „Wake me up when September ends“ von Green Day und weiteren Stücken, so beispielsweise von Johann Sebastian Bach und Leonard Cohen (Hallelujah).
Weil jeder noch so schöne Moment einmal endet, war auch gestern Abend irgendwann die Zeit gezählt, und das Ende wurde eingeleitet, nicht ohne dem Publikum nochmal so richtig einzuheizen. Spätestens bei dem Stück von AC/DC hielt es niemanden mehr auf seinem Stuhl, es tanzten, klatschten und sangen alle lauthals mit auf dem „Highway to Hell“.
Nach zwei Zugaben entließ das begeisterte Publikum mit stehenden Ovationen und Gejohle die beiden Künstler, sie empfahlen „Bleiben Sie gitarrisiert“ und das Kaminfeuer kam allmählich zur Ruhe.

Das Kulturlabor konnte wieder einen Glücksgriff bei der Wahl seiner Künstler verbuchen, umso mehr als Café del Mundo in Eberbach vor kleinerem Publikum spielten, inzwischen aber mit ihren Konzerten die ganze Welt bereisen und ausverkaufte Hallen haben. Im kommenden Jahr können sie sich endlich Kilians Traum erfüllen und in einer Arena spielen. Er zählt augenzwinkernd für den 15. November 2025 auf die geschlossene Anwesenheit der Eberbacher Bevölkerung in der SAP-Arena in Mannheim.

24.11.24

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