Zwischen Entmenschlichung und Widerstand (Foto: privat)(bro) (ij/zh/hg) An einem Schultag im September äußerten einige Schüler/innen der WO2 im GGk-Unterricht der Theodor-Frey-Schule die Idee, in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu fahren. Im Laufe der Diskussion stellten die Klasse und ihre Lehrer/innen fest, dass die Fahrt nach Polen zu weit werden würde, und so beschlossen sie, stattdessen die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau bei München zu besuchen. Kurzerhand wurde auch die WO1 mit ihrem Klassenlehrer Christian Tracht gefragt, ob sie mit auf die Fahrt gehen wollten.
Der Besuch des KZ war eine prägende und nachdenkliche Erfahrung. Schon beim Betreten des Geländes war die bedrückende Atmosphäre spürbar, die die Schüler/innen während des gesamten Besuchs begleitete. Die Führung startete auf dem großen Appellplatz, wo ihnen bewusst wurde, wie viele Menschen hier damals untergebracht waren. Auch das Krematorium hinterließ einen bleibenden Eindruck. Heute kommt man über eine Brücke vom ehemaligen Häftlingslager aus zum Krematoriums-Bereich. Früher war das aber ganz anders, denn das Gelände, wo die Leichen verbrannt wurden, gehörte zum SS-Lager. Es war von einer Mauer umgeben und strikt getrennt vom Arbeitslager. Nur die SS und die Häftlinge, die dort Leichen verbrennen mussten, durften hinein. Außerdem bekamen die TFS-Schüler/innen einen Einblick in das Leben der Häftlinge, zum Beispiel in die engen und überfüllten Schlafräume, welche nochmals die unmenschlichen Lebensbedingungen zeigten.
Die Führung durch die KZ-Gedenkstätte war sehr informativ und brachte allen die Geschichte des Ortes näher, ohne sie dabei zu beschönigen. Am Ende hatten die Schüler/innen Zeit, das Museum selbst zu erkunden. Besonders eindrucksvoll war das Eingangstor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“, die die unmenschlichen Zustände und die Propaganda der damaligen Zeit deutlich machte. Insgesamt war der Besuch eine wichtige Erfahrung, die gezeigt hat, wie grausam die Geschichte sein kann.
Auch wenn die Gedenkstätte Dachau weniger explizit als beispielsweise Auschwitz-Birkenau die Gräueltaten der Nationalsozialisten zeigt, ist doch auf Schritt und Tritt im ehemaligen Lager das System der absoluten Entwürdigung und Entmenschlichung der Nazis erkennbar. Es war für die Schüler/innen schwer zu begreifen, dass es heutzutage wieder zu viele Menschen gibt, die diese Zeit verharmlosen, relativieren oder gar gutheißen.
Am nächsten Tag unterstützte das regnerische Wetter und der dauerhaft kalte Wind die Stimmung bei der Stadtführung über den Widerstand in München in der NS-Zeit. Diese begann am Geschwister-Scholl-Platz, vor der Universität, wo 1943 Sophie Scholl und die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ ihre Flugblätter verteilten, verraten und verhaftet wurden.
Die Stadtführung „NS und Widerstand in München“ befasste sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte der bayerischen Landeshauptstadt während des Nationalsozialismus sowie mit dem mutigen Widerstand, der sich gegen das Nazi-Regime erhob. München spielte eine zentrale Rolle in der Entstehung und Verbreitung des Nationalsozialismus, war aber auch ein Schauplatz des Widerstands. Die Führung beleuchtete diese Ereignisse und zeigte den Schülern wichtige historische Stätten auf, die mit dieser Zeit verbunden sind.
Ein wichtiger Punkt auf der Tour war die Feldherrnhalle am Odeonsplatz, ein symbolträchtiger Ort, an dem der gescheiterte „Hitler-Putsch“ von 1923 stattfand. Bei diesem Putsch versuchte Hitler, die bayerische Regierung zu stürzen, was jedoch in einer Niederlage für die Nazis endete. An der Feldherrnhalle wurde damals eine Schießerei zwischen der Polizei und den Putschisten geführt, bei der mehrere Nazis, darunter auch einige prominente Mitglieder der Bewegung, ums Leben kamen. Diese Niederlage wurde nach 1933 von den Nazis jedoch in einen Sieg umgedeutet, und zwei SS-Soldaten bewachten Tag und Nacht eine Gedenktafel, die der „Helden“ vom 9. November 1923 gedachte.
Zitate der Schüler, wie zum Beispiel „Jetzt sieht man München aus einer anderen Perspektive“ oder auch „Schön zu sehen, dass etwas unternommen wurde“, zeigen, wie interessiert die Schüler den Vortrag verfolgten, aber auch im selben Zug etwas für sich mitgenommen haben.
Nach der Führung hatten die Schüler/innen nochmal etwas Freizeit, bevor sie sich alle wieder am Hauptbahnhof trafen, um den Heimweg anzutreten.
09.12.24
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