WERBUNG


Volksbank Heidelberg-Neckartal

Gelita

Sparkasse Neckartal-Odenwald

Werben im EBERBACH-CHANNEL

www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de
15.11.2025
                   WhatsApp-Kanal
Das Wetter in: 
EBERBACH
 STARTSEITE  |  VIDEOS  |  TERMINE  |  DISKUSSION  |  ANZEIGENMARKT 

Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Wissen, was die Stunde geschlagen hat


Die evangelische Kirche in Rothenberg. (Archivfoto: Bernhard Bergmann)

(bro) (bb) Einer, der weiĂź, was in Rothenberg die Stunde geschlagen hat, ist Thomas Wilcke. Der pensionierte Schulleiter und passionierte Heimatforscher kennt die Hintergründe eines allabendlichen Glockenläutens vom Turm der evangelischen Kirche, das Jahr für Jahr nur in der dunklen Jahreszeit erklingt – und nun bald wieder beginnt.

Von November bis Februar nämlich läutet dort um 20 Uhr für drei Minuten eine Glocke. „Der Hintergrund ist ein tragischer“, weiĂź Wilcke. Wobei es zwei Versionen gibt – eine, die ebenfalls tragisch endet, und eine, die letztlich gut ausgeht. Beiden gemeinsam ist, dass ein Mann in einer eiskalten Winternacht in Schnee und Sturm im Wald Weg und Orientierung verloren hatte.

„Die eine Version besagt, dass der 80-jährige Johannes Beisel im Februar 1901 von Ober-Hainbrunn kam und jämmerlich erfroren ist“, erzählt Wilcke. Am 17. Februar fand man seinen Leichnam – ihm hatte in der Kälte die Stunde geschlagen. Dann wäre das spätere Läuten sozusagen ein Erinnerungs- und Mahnsignal in dieser Jahreszeit, das auch dabei helfen könnte, fortan solch ein Unglück zu vermeiden. Der Glockenklang wäre demnach zugleich ein akustischer Wegweiser in Richtung Dorf.

Die zweite Version über „das Einläuten der Nacht zur Winterzeit“ ist in Wilhelm Moters 1954 erschienener Schrift „Eine Reise in die Vergangenheit: Rothenberg – Die Geschichte eines hessischen Dorfes im südlichen Odenwald“ überliefert. Sie besagt, dass „von hochbetagten hiesigen Einwohnern“ berichtet wurde, dass ebenfalls vor langer Zeit bei einem winterlichen Unwetter ein (namenloser) Mann im Wald verirrt gewesen sei.

Der Sturm blies derart heftig durch die Schallläden am Kirchturm, dass er die kleinste der Glocken in Schwingung versetzte und sie zum Läuten brachte. Dies habe dem Mann den Weg Richtung Rothenberg gewiesen und ihm so letztlich das Leben gerettet. Womöglich habe er sogar eine Stiftung für dieses Läuten gegründet. Es gebe indessen, so räumt Moter ein, darüber keine urkundlichen Belege.

Wie auch immer es sich genau zugetragen hat – sicher ist, dass deswegen die Glocke in den Wintermonaten abends läutet. Ein solcher Brauch reicht unmittelbar aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart hinein, bringt Geschichte zum Klingen, erinnert an tragische Ereignisse und mahnt – auch in Zeiten von Navis – zu einer gewissen Wachsamkeit.

Vor allem rufen Kirchenglocken zu Gottesdiensten beziehungsweise zum Gebet. Jede Kirchengemeinde hat dazu ihre eigene Läuteordnung. Weithin bekannt ist etwa das Vaterunser-Läuten während des Gottesdienstes: Wenn das „Gebet des Herrn“ gesprochen wird, geht dies als Signal ins Land hinaus, damit diejenigen, die nicht am Gottesdienst teilnehmen können – etwa wegen Krankheit, Alter oder Beruf –, dieses für Christen zentrale Gebet mitsprechen und sich auf diese Weise mit der Gemeinde verbunden wissen. In vielen Kirchen gibt es dafür eine eigene, meist kleinere Vaterunser-Glocke.

Darüber hinaus existiert neben dem kirchlichen auch ein weltliches Läuten – dazu gehören Signale wie das Winterläuten in Rothenberg. In vielen Gemeinden erinnert etwa um elf Uhr vormittags eine Glocke daran, dass in einer Stunde Mittag ist – ein Signal, das in früheren Zeiten den Menschen auf Feldern oder in Wäldern, die keine Uhr besaĂźen, den Hinweis auf die bevorstehende Mittagspause gab. Dementsprechend gibt es mancherorts auch eine Feierabendglocke.

Das Mittagsläuten wiederum ist eine spätere Umdeutung eines ursprünglich eher weltlichen und aus heutiger Sicht kuriosen oder befremdlichen Anliegens: Ein Papst verfügte im 15. Jahrhundert, um Mittag solle gebetet werden, damit es gelinge, im Krieg die Türken zu besiegen.

Und obwohl das Winterläuten in Rothenberg eher der Kategorie „weltlich“ zuzuordnen ist, wurde der Zeitraum dennoch mit einem deutlich kirchlichen Bezug festgelegt, weiß Pfarrer Reinhold Hoffmann – nämlich zwischen dem Geburts- und dem Todestag des Reformators Martin Luther, also zwischen dem 10. November und dem 18. Februar.

27.10.25

Lesermeinungen

Lesermeinung schreiben

[zurück zur Übersicht]

© 2025 www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de Druckansicht
eMail senden nach oben

[STARTSEITE]    [VIDEOS]    [TERMINE]    [DISKUSSION]    [ANZEIGENMARKT]
©2000-2025 maxxweb.de Internet-Dienstleistungen
[IMPRESSUM] [DATENSCHUTZERKLÄRUNG]


WERBUNG


Rechtsanwälte Dexheimer

Jobangebot

Werben im EBERBACH-CHANNEL

Ferienhaus