Auch mit 130 Jahren wächst die Douglasie noch Das Team vom Landratsamt in Aktion. Rechtes Bild v.l.: Hubert Richter, der neue Revierförster Max Kaufmann und Vermessungsleiter Thomas Mayer. (Fotos: privat/StVE)(cr) (stve) Der “höchste Baum im Odenwald”, der ja bekanntlich im Eberbacher Stadtwald im Gratzert oberhalb des Quellenwegs steht und einige Jahre lang sogar als “höchster Baum Deutschlands” galt, wurde wieder einmal amtlich vermessen - mit erfreulichem Ergebnis.
Am 15. Dezember kam Thomas Mayer vom Vermessungsamt des Rhein-Neckar-Kreises mit seinem Team aus Sinsheim nach Eberbach und baute sein präzises Vermessungsgerät auf. Die letzte amtliche Messung im Dezember 2018 - ebenfalls von Thomas Mayer durchgeführt - hatte eine Höhe des Baums von stolzen 64,77 Metern ergeben. Auf das neuerliche Messergebnis war man gespannt.
Zur Geschichte des “höchsten Baums”: Wie von der Stadtverwaltung zu erfahren war, hatte der städtische Forstwirt Peter Sauer beim Zapfenpflücken vor über 40 Jahren festgestellt, dass die Douglasiengruppe im Gratzert deutlich höher als die umgebenden Bäume war. Mit einem Lot soll er die Höhe gemessen und 56 Meter ermittelt haben. Als Ende 1996 die Nachricht vom "höchsten Baum Deutschlands" in Emmendingen mit 58,50 m kursierte, erinnerte sich der damalige Forstamtsleiter Dr. Georg Bungenstab an die Eberbacher Douglasien. Gemeinsam mit einer 9. Klasse des Hohenstaufen-Gymnasiums wurde der Baum im Frühjahr 1997 vermessen. Das Ergebnis waren stolze 62 m. Um diese Messung fachlich zu bestätigen, wurden im Oktober 1997 die Gratzert-Douglasien vom Staatlichen Vermessungsamt Mosbach gemessen und bei der höchsten unter ihnen eine Höhe von 59,90 m festgestellt. Damit überragte sie den Emmendinger Baum um 1,40 m und galt somit offiziell als „Höchster Baum Deutschlands“. Durch Funk und Fernsehen wurde dieses Ergebnis bundesweit bekannt. Medienwirksam wurde die Messurkunde 1999 von der damaligen Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin dem Eberbacher Bürgermeister Bernhard Martin überreicht. Im September 2006 wurde aus Freiburg eine Douglasie mit knapp 63 m Höhe gemeldet, die damit Eberbach den Titel streitig machte. 2008 beschloss man, beide Bäume von Studierenden der Universität Karlsruhe vermessen zu lassen. Die stellten fest, dass der “Höchste Baum Deutschlands“ in Freiburg steht. Eberbach begnügte sich fortan mit dem “Höchsten Baum im Odenwald”, und so steht es auch heute noch auf der Infotafel neben der Douglasie.
Zur neuerlichen Vermessung kam es, nachdem Hubert Richter im Sommer beim “Turmtreff mit dem Förster“ über den “höchsten Baum” erzählte und damit eine Teilnehmerin aufhorchen lieĂź, die beim Vermessungsamt des Rhein-Neckar-Kreises beschäftigt ist. Sie stellte für Richter, zu dessen Forstrevier die hohe Douglasie gehörte, rasch wieder den Kontakt zu ihrem Kollegen Thomas Mayer her, und es wurde für Dezember ein neuer Vermessungstermin vereinbart. Im Ergebnis konnte durch die Fachleute amtlich festgestellt werden, dass die mittlerweile rund 130 Jahre alte Douglasie nun 65,57 Meter misst, also in den letzten 7 Jahren um exakt 80 cm gewachsen sein muss.
Als kleines Dankeschön übergab Richter dem Vermessungsteam ein Exemplar des aktuellen Eberbacher Geschichtsblatts, in dem er die Geschichte des Wettstreits um den “höchsten Baum” dokumentiert hat. Eine weitere Dankesaktion steht voraussichtlich im Frühjahr 2026 an: Hubert Richter will dann für das Team des Vermessungsamtes einen exklusiven “Turmtreff” auf dem Ohrsberg anbieten.
Hubert Richter wechselte im November in den Ruhestand. Sein Nachfolger als Forstrevierleiter, Max Kaufmann, wohnte der Vermessung bei und wird die künftige Höhenentwicklung des “höchsten Baums” - voraussichtlich mit weiteren Messaktionen - im Auge behalten.
23.12.25
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