28.03.2024

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Neue Finanzierungslücke führt zum vorläufigen Aus - Spenden werden zurückgegeben


V.l. Architekt Christoph Weidner mit den Vorstandsmitgliedern Dr. Gerhard Rohr, Heiko Stumpf, Hans Wipfler, Fedor Grißtede und Rudi Kößler. (Foto: Barbara Gusz)

(bg) Bei der gestrigen Mitgliederversammlung des Vereins Stiftung Altersheim Eberbach e.V. im Foyer des Pflegeheims “Lebensrad” wurde bekannt gegeben, dass aus der im März beschlossenen Sanierung des seit fast zehn Jahren leerstehenden ehemaligen Seniorenheims “Dr.-Schmeißer-Stift” in der Luisenstraße vorerst doch nichts wird.

Am 26. März hatten die damals anwesenden Mitglieder den Vereinsvorstand beauftragt, die Bauaufträge für die Sanierung und den Umbau des Dr.-Schmeißer-Stifts aufgrund der vorliegenden Angebote zu vergeben. Vorangegangen war unter anderem eine groß angelegte Spendenaktion, bei der es vor allem durch zugesagte Großspenden der GELITA AG (140.000 Euro) und der Dietmar-Hopp-Stiftung (250.000 Euro) sowie weiteren Spenden von insgesamt 120.000 Euro zunächst gelungen war, die kalkulierte Finanzierungslücke für das Umbauprojekt von rund 500.000 Euro zu schließen. Hinzu kam eine Erbschaft von 190.000 Euro, auf die man hätte zurückgreifen können. Seit Juli lag wohl auch ein positiver Bescheid für Mittel aus dem Landesförderprogramm bis zu 200.000 Euro vor.

Der Vorstand vollzog den Mitgliederbeschluss vom März jedoch nicht. Laut dem beauftragten Architekten Christoph Weidner habe der Generalunternehmer sein Angebot bis 31. Mai 2019 befristet abgegeben. Nachdem man “über dieses Datum quasi im Zuge der Spendenaktion hinaus geraten” sei, so Weidner, habe der Unternehmer sein Angebot nicht verlängert, sondern eine Kostenerhöhung von rund 6 Prozent angekündigt, was zu erneuten Finanzierungsproblemen geführt hätte. Schließlich sei mit Volksbank und Sparkasse keine Einigung auf Grundlage der erneut gestiegenen Baukosten ohne eine weitere Erhöhung des Eigenkapitals erzielt worden, was man als “aussichtslos” eingestuft habe. Der Vorstand habe somit keine Chance gesehen, die Finanzierung des Dr.-Schmeißer-Stifts hinzubekommen.
Unklar blieb gestern, warum die Auftragsvergabe tatsächlich nicht unmittelbar nach dem Mitgliederbeschluss Ende März erfolgte, denn damals hätte das Angebot des Generalunternehmers noch Gültigkeit gehabt, und für das Schließen der Finanzierungslücke hätten die bis dato bekannten Spenden ausgereicht. Jedenfalls sollen laut dem Vorstandsvorsitzenden Hans Wipfler die bisher überwiesenen Spenden zurückgezahlt werden. Die viertel Million der Dietmar-Hopp-Stiftung war ohnehin nur bis Juli 2019 zugesagt und wurde nicht verlängert. “Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, zeigte sich Wipfler dennoch zuversichtlich. In letzter Zeit habe sich eine Option für die Zukunft des “Dr.-Schmeißer-Stifts” aufgetan, zu der man allerdings öffentlich noch nichts sagen könne. Jedenfalls möchte man das ehemalige Seniorenheim nicht als Bauruine stehen lassen.

Im weiteren Verlauf der Versammlung folgte der Bericht der Heimleiterin Doris Popp über das sehr gut ausgelastete Pflegeheim Lebensrad. Die Jahresrechnung 2018 und der Wirtschaftsplan 2019 wurden gebilligt. Rund 1,5 Millionen Euro aus Eigenmitteln des Vereins sollen in den Bau einer Küche im “Lebensrad” investiert werden. Der Bauantrag soll noch in diesem Jahr gestellt werden.

Kein anderer Verein in Eberbach verfügt über derart große Vermögenswerte wie die Stiftung Altersheim. Und obwohl es um Millionenbeträge geht, hat gegenüber früheren Diskussionen um die Zukunft des “Dr.-Schmeißer-Stifts” und des Pflegeheims “Lebensrad” das Interesse der Vereinsmitglieder an dem Thema inzwischen wohl deutlich nachgelassen. Gestern waren 57 der rund 370 Mitglieder anwesend, also gut 15 Prozent.

10.10.19

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