28.03.2024

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Mindestens drei Wildkatzen schleichen um Eberbach


(Standbild-Foto: Edit Spielmann)

(bro) (pm) Durch „Lockstock-Monitoring“ konnte der BUND Baden-WĂŒrttemberg Wildkatzen im Odenwald in der NĂ€he von Eberbach nachweisen. Das ist eine gute Nachricht, die Hoffnung gibt. Die Ergebnisse sind wichtig fĂŒr den Schutz der seltenen EuropĂ€ischen Wildkatze, die auf der Roten Liste gefĂ€hrdeter Arten steht.

Im ersten Quartal 2022 startete der BUND Baden-WĂŒrttemberg gemeinsam mit Aktiven der Ortsgruppe Steinachtal ein groß angelegtes Projekt zum Nachweis von EuropĂ€ischen Wildkatzen. In den vergangenen Jahren hatte es im Odenwald immer wieder Aufnahmen von Wildkameras und Sichtungen der scheuen Tiere gegeben. „Die Chancen standen also gut, dass dort wieder Wildkatzen heimisch geworden sind. Deshalb haben wir uns entschieden, das mit einem aufwendigen Monitoring mit Hilfe von Lockstöcken und genetischen Untersuchen eindeutig nachzuweisen“, erklĂ€rt Martin Bachhofer, LandesgeschĂ€ftsfĂŒhrer des BUND Baden-WĂŒrttemberg.

In insgesamt zwei Gebieten von jeweils 100 Quadratkilometern hatten Ehrenamtliche dafĂŒr im Rhein-Neckar-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis insgesamt 20 Lockstöcke aufgestellt. Die angerauten Holzpflöcke wurden mit Baldrian prĂ€pariert. WĂ€hrend der Paarungszeit verleitet das die Wildkatzen dazu, sich daran zu reiben. Die Haare, die dabei an den Stöcken haften bleiben, hatten die Aktiven des BUND vor Ort im Zeitraum von Januar bis April wöchentlich eingesammelt. Durch Wildtierkameras an den Lockstöcken konnten zusĂ€tzlich Bilder und Videos der Tiere gemacht werden.

Insgesamt 23 Haarproben hatten die fleißigen Helfer vor Ort gesammelt. Diese wurden zur Analyse an das Institut fĂŒr Wildtiergenetik (Senckenberg-Institut Gelnhausen) geschickt. Das Ergebnis: Bei 13 Proben aus einem Gebiet im Rhein-Neckar-Kreis nördlich von Eberbach stammten die Haare von Wildkatzen. Anhand eines genetischen Markers konnten darunter mindestens drei verschiedene Tiere nachgewiesen werden. Drei Proben, die eindeutig Wildkatzen zugeordnet werden konnten, ließ der BUND mit einer Genotypisierung genauer untersuchen. „Damit können wir einzelne Tiere individuell identifizieren“, erklĂ€rt Andrea Lehning, Referentin fĂŒr Wildkatzen und Wald beim BUND Baden-WĂŒrttemberg. Sie stammen von zwei mĂ€nnlichen Wildkatzen, auch Kuder genannt. Einer von ihnen hatte innerhalb eines Monats zwei Proben an verschiedenen Lockstöcken hinterlassen. „Das spricht dafĂŒr, dass beide Stellen in seinem Revier liegen, und es sich nicht um ein Tier handelt, das lediglich durchwandert“, erklĂ€rt Lehning. Die beiden Kuder haben jetzt eine persönliche Nummer, ĂŒber die weitere Proben ihnen oder ihren Nachkommen zugeordnet werden können.

Ein weiteres Ergebnis: Keine der Proben stammte von Mischlingen aus Haus- und Wildkatzen. „Das ist eine gute Nachricht. Denn diese Hybride gefĂ€hrden die BestĂ€nde der geschĂŒtzten Wildkatze im Land, da sich der Genpool durchmischt. Dadurch gehen spezielle Anpassungen der Art an ihren Lebensraum verloren“, erklĂ€rt Andrea Lehning. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, resĂŒmiert Martin Bachhofer. „Die Ergebnisse belegen, dass die EuropĂ€ische Wildkatze sich auch im Odenwald wieder ausgebreitet hat. Das gilt es zu fördern und ihren Schutz und den Erhalt ihres Lebensraums etwa bei Planungen auf kommunaler Ebene im Auge zu behalten“, betont der LandesgeschĂ€ftsfĂŒhrer.

Lange Zeit war die EuropĂ€ische Wildkatze (Felis silvestris) im Land ausgestorben. Sie galt im 19. Jahrhundert als Nahrungskonkurrent des Menschen und wurde durch die Jagd nahezu ausgerottet. Bundesweit stehen die Wildtiere auf der Roten Liste gefĂ€hrdeter Arten. Aber die BestĂ€nde nehmen in den letzten Jahren langsam wieder zu. Aktuell gibt es schĂ€tzungsweise 6.000 bis 8.000 Tiere in Deutschland. In Baden-WĂŒrttemberg ist die Population in den letzten zehn Jahren von null auf immerhin eine niedrige dreistellige Zahl angewachsen. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Katzen aber nur mit viel GlĂŒck, denn tagsĂŒber leben sie im Verborgenen. Nur nachts verlĂ€sst die Wildkatze ihre Verstecke und begibt sich auf Beute- und von Januar bis April auch auf Partnersuche.

Infos im Internet:
www.bund-bawue.de/wildkatze


13.12.22

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