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Nachrichten > Kultur und Bildung

Das Trio ist auf den wichtigsten Podien der Welt zu Hause

(bro) (khm) Im zweiten Konzert am Freitag, 23. Oktober, der 67. Kammermusikreihe der Eberbacher Kunstfreunde 2015/16 musiziert das “Morgenstern Trio“ Stefan Hempel (Violine), Emanuel Wehse (Violoncello) und Catherine Klipfel (Klavier).

Das Trio nennt sich nach Christian Morgenstern (1875-1914), der nicht nur skurrile Gedichte, sondern auch feinsinnige Lyrik geschrieben hat wie das Präludium-Gedicht, das als Motto über alle Musik stehen kann: “Singe, o singe dich, Seele, über den Eintag empor in die himmlischen Reiche der Schönheit! Bade in goldenen Strömen der Töne dich rein vom Staube der Sorgen!“ Das Trio ist dekoriert mit den höchsten Preisen und Auszeichnungen (Wien, Melbourne, ARD) und ist auf den wichtigsten Podien der Welt zu Hause wie Carnegie Hall New York, Kennedy Center Washington, Musikverein und Konzerthaus Wien, Philharmonien Essen, Köln und Berlin, Concertgebouw Amsterdam und andere. Doch sind große “Morgensternstunden“ auch in den kleinsten Sälen zu erleben, da das Trio Kammermusik musiziert - wie auch in Eberbach 2008 am Anfang seiner Karriere mit Mozart (KV 548), Smetana (op. 15) und Beethoven (Erzherzog-Trio, op. 97).

Im diesmaligen Programm Joseph Haydns Trio Es-Dur Hob. XV 29 (ca. 1794), ein Spätwerk, das wegen “Brillanz und Schwierigkeit für den Pianisten und auch im Zusammenspiel“ gerühmt ist. Wie seine letzten drei Klaviersonaten (Hob. XVI:50-52) ist das Trio der in London lebenden Pianistin Theresa Jansen-Bartolozzi gewidmet – das Trio (Hob. XV: 29) als Hochzeitsgeschenk. Es zeigt den nie versiegenden Einfallsreichtum Haydns, der zu Anfang einen Variationensatz mit einem Rondosatz (wiederkehrendes Thema und Zwischenspielen) kunstfertig kombiniert, ohne dass Eintönigkeit aufkommt. An den knappen Mittelsatz, eine Art Wiegenlied, schließt sich ein ausgedehntes Presto an “in deutschem Stil“, d. h. in dem eines “österreichischen Ländlers“: unbeschwert und fröhlich, rasant und auch mit humorvoll einkomponiertem Stolperrhythmus, wie er beim Tanzen vorkommt.

Maurice Ravels einziges Trio (a-moll) unter nur sieben Kammermusikwerken, bei Kriegsausbruch 1914 schnell beendet, verlangt höchste Virtuosität der Ausführenden. Zu dem exotisch malaiischen Namen “Pantoum“ eines Satzes hatten ihn kompliziert gebaute Gedichte Victor Hugos und Ch. Baudelaires inspiriert. Ravels Vater, ein vom Genfer-See-Gebiet stammender Ingenieur und Erfinder könnte mit seinem Genauigkeitssinn und Erfindungsreichtum den Sohn bei seinem Komponieren beeinflusst haben. Jedenfalls nannte Strawinsky seinen Freund Ravel scherzhaft einen «horloger suisse - Schweizer Uhrmacher», um damit auf das Präzise, Hochartifizielle und technisch Perfekte von dessen Musik anzuspielen, wenn sie auch immer melodisch bleibt, getreu einer der Kompositionslehren aus dessen Studienzeit: „Macht mir acht Takte, die man ohne Begleitung singen kann!“

Robert Schumann hatte 1847-51 in “Kammer)musikraserei“ u. a. auch drei Klaviertrios komponiert, deren erstes in d-moll Clara Schumann besonders schätzte: “Es klingt so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in der Ausführung so meisterhaft“. Alles ist da von leidenschaftlich drängender Bewegung erfüIlt: im kontrastreichen Kopfsatz, im Scherzo mit Galopptempo, dem kantablen langsamen Satz “Mit inniger Empfindung“ und in der zündenden Melodik des Finales.

Nicht-Abonnenten-Eintrittskarten und ausführliche Programmhefte gibt es an der Abendkasse.

12.10.15

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