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Nachrichten > Kultur und Bildung

Ein Stück Irland im Weinkeller


(Foto: Thomas Wilken)

(tom) Ein Mann wusste mühelos einen ganzen Weinkeller zu unterhalten. Paddy Schmidt als bekennender Whiskey-Liebhaber begeisterte mit seiner Spiel- und Erzählfreude im vollgestopften Grimm’schen Gewölbekeller. Der Kopf von „Paddy goes to Holyhead“ unterhielt die eng sitzenden Gäste im dämpfigen Raum über zwei Stunden mit keltischen Songs jeglicher Couleur und wurde dabei noch etliche Geschichten aus seinem reichen Musikerleben los.

Der Fundus seiner Lieder war dabei ebenso reichhaltig wie die witzigen Überleitungen dazwischen, die manchmal schon fast ausarteten in eine Lesung, bei der der 54-Jährige kaum noch den Schlenker zurückfand. Da merkte man, dass er ab und zu auch Musik-Lesungen und gehaltvolle Tastings und Dinners moderiert. Interpretationen bekannter Popsongs und eigene Stücke rundeten den Set ab.

Paddy Schmidt ist ein Tausendsassa. Das kommt auch musikalisch zum Ausdruck. Allein mit seiner volltönenden Stimme drang er bis in den hintersten Winkel des Kellers vor. Er wusste sie geschickt zu modulieren, sodass treibende, fetzige irische Jigs und Reels ebenso darin Platz fanden wie auch todtraurige Balladen über den Verlust der Liebe oder des Sohnes - oder den Untergang der Titanic.

Ein Hauch von Irland waberte durch den Gewölbekeller. Vor dem geistigen Auge entstand ein Bild der Insel mit ihren weiten, sattgrünen, manchmal auch kargen Landschaften, am Himmel entlang treibenden Wolkenfetzen, den vier Jahreszeiten an einem Tag. Schmale Straßen schlängelten sich durch Hügel, hinter jeder Kurve standen ein paar der unzähligen Schafe. In diese Eindrücke mischte sich langsam die Musik, die akustische Gitarre oder die virtuose Mundharmonika, auf der es Paddy zur Perfektion geschafft hat. Die Luft war ebenso feucht wie in Irland, nur um einiges schwüler und wärmer, sodass das Guinness in Strömen floss.

Für seine Songs bekommt der Liebhaber keltischer Musik immer viel Applaus. Der fiel aber wohl doch nicht so frenetisch aus, wie er es manchmal kennt. Schmidt umschrieb das liebevoll, indem er sein Publikum als intellektuell und in Weihnachtsstimmung kennzeichnete. Aber es dürfte auch einfach zu heiß in der Hütte gewesen sein, um sich mehr zu bewegen. Denn nicht nur einmal forderte der Ausnahmekünstler zum Tanzen auf der engen Fläche auf - aber blieb damit unerhört.

Andererseits: Es machte einfach nur Laune, Harald Kligge zu lauschen. Denn so heißt der in Lippe/NRW geborene Paddy mit richtigem Namen. 1988 formierte er seine Liebe zur keltischen Musik in Gestalt von „Paddy goes to Holyhead“ als Folkrockband und feierte damit zahlreiche Erfolge. Genauso ist er aber auch Solist unterwegs und begeistert damit sein Publikum. Denn dann kann er spielen und erzählen, was er will.

Das schlug sich in dem furiosen „Wild-Rover“-Potpourri nieder. Schmidt machte deutlich, dass sich dieses irische Traditional quasi auf alle Musikarten und bekannten Songs covern lässt. Ob „Child in Time“ von Deep Purple, „Locomotive Breath” von Jethro Tull, Jazz, Reggae, Pop – was der Musiker daraus machte, war eine Klasse für sich.

Ausfälle gegen den Blues („Musik von Frustrierten für Depressive“) kombinierte er mit einer hochprozentigen Version von Billy Joels „Piano Man“, auf Whiskey umgedichtet. Dazu noch ein 150 Jahre altes irisches Antikriegslied einer Witwe oder ein flotter Begräbnissong, der auf einer Novelle von James Joyce fußt: Paddy Schmidt hatte sie alle drauf. Besonders die von ihm selbst auf der Mundharmonika begleiteten Songs hatten es in sich.

Der Kelte in hessischem Gewand überholte sich beim Spielen fast selbst. Er schaltete um von traurig-besinnlich-melancholisch auf heiter-lebenslustig-fetzig-virtuos und machte dabei die ganze Bandbreite der irischen Mentalität deutlich. Pathetisch das „Foggy Dew“ über den Osteraufstand 1916, beschwingt der „Johnny Boy“ als Mitklatsch-Songs. Als Zugabe durfte natürlich das laut beklatscht aufgenommene „Whisky in the jar“ nicht fehlen.

06.11.17

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