Sieben Windräder auf dem Finkenberg geplant (Foto: Thomas Wilken)(tom) Oberzent ist ein begehrtes Fleckchen für Windkraft-Projektierer. Die lassen sich auch nicht davon abschrecken, dass die Stadtverordneten-Versammlung dieses Jahr bereits klipp und klar deutlich machte, dass man keine riesigen Rotoren auf der Gemarkung haben möchte. Bürgermeister Christian Kehrer informierte auf der jüngsten Sitzung, dass derzeit vier Flächen im Fokus der Firmen sind: Katzenwinkel, oberhalb von Leonardshof, Hirschhorner Höhe und Finkenberg.
Seit März ist der Regionalplan Erneuerbare Energien Südhessen in Kraft, der die Windkraft-Ausschlussflächen definiert, erläuterte Kehrer. Der brachte dann auch Bewegung ins Gebiet Katzenwinkel, wo sich bisher die Stadt und der Projektierer Juwi beharkt hatten. Denn zwei der geplanten fünf Windräder liegen außerhalb des Plans.
Mit Juwi hatte es bereits einen Rechtsstreit über die Erschließung für deren bisheriges Vorhaben gegeben. Denn die Firma hatte der Stadt die Erschließungsanträge zur Unterzeichnung zugeschickt. Gegen eine solche wandten sich aber die Mandatsträger. Sie wollten die benötigten Flüchen nicht zur Verfügung stellen. Daraufhin folgte die Klage.
Da nun die beiden vorderen Windräder Richtung Etzean qua Regionalplan rausgeflogen sind, ist Oberzent-Gebiet in Gestalt von Grundstücken nicht mehr betroffen, so Kehrer. Die Folge: Der Projektierer zog seine Klage zurück, will aber, dass die Stadt die Verfahrenskosten trägt. Nicht mit uns, entgegnete diese, und beauftragte über ihr Anwaltsbüro, dass Juwi die Kosten tragen soll.
Die Erschließung wird jetzt wohl über Mossautal laufen, mutmaßte Kehrer, der damit rechnet, dass die Windräder weiter nach hinten Richtung dessen Gemarkung verlegt werden. Oberzent habe wenig Einfluss auf das weitere Geschehen. Man werde sich mit der Nachbargemeinde abstimmen, erläuterte er. Im vergangenen Jahr liefen 6.000 Euro an Anwaltskosten auf, sagte er auf Nachfrage. Die Stadt will nun analog einer Anregung aus dem Gremium prüfen, ob diese Summe bei Juwi eingefordert werden kann.
Am Finkenberg tut sich ebenfalls etwas. Hier sind die Firmen Enercon und NWind an der Planung dran. Aktuell sind sieben Anlagen vorgesehen, frühere Planungen wurden zurückgenommen. Für den Wege- und Leitungsbau sollen 22 Flurstücke der Stadt in Anspruch genommen werden, teilte Kehrer mit. Da Oberzent hier - im Vergleich zum Katzenwinkel - nicht im Besitz der neben dem Weg liegenden Flächen ist, sieht der Bürgermeister Verhinderungschancen als gering an.
Die Erschließung soll seinen Worten zufolge von Airlenbach auf der Höhe Richtung Olfen laufen. Die Stadt bekäme für die Verlegung der Kabeltrasse einmalig 10.500 Euro, für die Zuwegung jährlich 10.200 Euro. Wie Kehrer mitteilte, sind Enercon und NWind sehr daran interessiert, das Projekt einvernehmlich mit Stadt und Bürgern zu realisieren. Deshalb gibt es auch das Angebot einer Vorstellung für die Öffentlichkeit. Der Magistrat beschloss, die Unterlagen der Stadtverordneten-Versammlung für eine kommende Sitzung zur Entscheidung vorzulegen.
Es dürfte sich um die gleiche Fläche wie die im (durchs Regierungspräsidium abgelehnten) Odenwald-Windkraftflächennutzungsplan handeln, antwortete der Bürgermeister auf eine Frage von Chris Poffo (ÜWO). Die Anzahl von möglichen Windrädern ist darin kein Thema, es wird nur das Gebiet ausgewiesen, erklärte er. Rüdiger Holschuh (SPD) befürchtete, dass bei dieser Dimensionierung außerhalb der Ortsbebauung die Windräder näher als einen Kilometer an manche Häuser heranrücken werden.
Beim Leonardshof ist die Stadt Grundstücksbesitzer. „Da haben wir das Heft in der Hand“, betonte Kehrer. Zum Vorhaben oberhalb von Rothenberg liegen der Stadt offiziell noch keine Infos vor. Allerdings weiß man, dass bereits Anwohner zwecks Grundstückverpachtung durch die Firma PNE angesprochen wurden. Hier hat die Stadt keinen eigenen Besitz, um Windkraftanlagen zu verhindern, bedauerte das Stadtoberhaupt außer der moralischen Kompetente fehlende handfeste Einflussmöglichkeiten.
29.06.20
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