Gummistiefel überlisten die Aufseher Wie sich Minen-Zwangsarbeiter in Ghana einst mit Gesten, Klatschen und Stampfen mit den Gummistiefeln verständigten, zeigte der "Akoo Show Choir" in Rothenberg. (Foto: Bernhard Bergmann)(bro) (bb) Vaterunser, Lob Gottes, persönliches Gebet, Bekenntnis – durch diese Liedauswahl glich das Konzert mit dem "Akoo Show Choir" aus Ghana, das kürzlich in der evangelischen Kirche in Rothenberg stattfand, an vielen Stellen einem Gottesdienst. Einem besonderen Gottesdienst freilich, denn er bestand aus Singen und Tanzen – und dies international.
Das gesprochene Wort hatte indes ebenfalls seinen Platz: Pfarrer Reinhold Hoffmann erläuterte zwischen einzelnen Stücken deren Hintergrund und Bedeutung, übersetzte auch Teile der jeweiligen Texte aus ganz unterschiedlichen Sprachen: Englisch, Swahili, Zulu oder einer der vielen verschiedenen ghanaischen Sprachen.
Deutlich wurde zugleich eine groĂźe Vielfalt der Musikstile: von choralartig bis hin zu afrikanischen Rhythmen, a cappella oder mit E-Piano sowie gelegentlich begleitet von afrikanischen Instrumenten.
In der inhaltlichen wie musikalischen Mannigfaltigkeit klang eine wichtige Botschaft mit: „Wir sind verschieden, aber wir gehören zusammen – leben in einer Welt. Und in ihr sollen alle Platz haben“, so Pfarrer Hoffmann gleich eingangs mit Bezug auf den Titel des Konzerts: Nkabom – was in einer ghanaischen Sprache genau diese Zusammengehörigkeit zum Ausdruck bringt. Als Christen, gleich welcher Konfession, bedeute es auch, „dass wir alle Kinder Gottes sind“, erklärte Hoffmann.
Der "Akoo Show Choir" wurde 2012 gegründet. Er besteht insgesamt aus knapp 30 Mitgliedern, neun von ihnen waren nun in Rothenberg zu Gast – im Rahmen der fünften Deutschlandtournee dieses ersten ghanaischen Männerchors. „Energie, Lust und Freude am Musizieren“ kündigte Hoffmann an – und das war vom ersten Stück an hör- und spürbar. Die neun Afrikaner singen so stimmgewaltig, dass man sie gerne – ohne Verstärker – auch mal im Kölner Dom erleben möchte. Und man hält es durchaus für möglich, dass sie auch ihn mit Klang füllen könnten. Entsprechend feierte das Publikum von der ersten bis zur letzten Note in bester Stimmung mit. Und auch der Rothenberger Kirchenchor hatte sich auf das Konzert vorbereitet. Einige Stücke sangen die beiden Chöre gemeinsam.
Im zweiten Teil dominierten Tanz und Choreografie. Auch hierzu erläuterte Reinhold Hoffmann Hintergründe, die ein tieferes Verständnis der dargestellten Gesten ermöglichten: Der Gummistiefeltanz etwa zeigt, wie sich die Zwangsarbeiter in den Goldminen verständigten – war ihnen doch jegliches Sprechen vonseiten der Ausbeuter und Aufseher strikt verboten. Aber Klatschen und Stampfen transportierten eben auch Bedeutungen – und die kannten nur die Arbeiter.
Waren damals die Europäer in Afrika die Kolonialherren – speziell in Ghana die Briten –, so beutet heute China die Bodenschätze dort aus. So viel hat sich in Sachen Menschenrechten also nicht geändert.
08.07.25
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