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Ein außergewöhnliches musikalisches Erlebnis

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(bro) (khm) Die Aufführung am Sonntag, 9. Oktober, in der katholischen Eberbacher Stadtkirche, St. Johannes Nepomuk, von Rossinis Stabat Mater (komponiert (1832 - 41) in der nur aus zehn rossinischen Sätzen bestehenden Form von 1842 bot gleich zu Anfang ein außergewöhnliches musikalisches Erlebnis.

Für die "Introduzione - Eingangsmusik (Nr. 1): "Stabat Mater dolorosa - Christi Mutter stand schmerzerfüllt" in der Trauertonart g-moll war - wie fürs ganze Werk schon angekündigt - eine instrumentale Fassung nur mit begleitendem Klavier und Harmonium gewählt worden, arrangiert von dem belgischen Komponisten und Organisten Jacques-Nicolas Lemmens (1823-81). Diese offenbar deutsche Erstaufführung in Eberbach wurde ausgeführt durch das versierte Duo Andrew Dewar (Harmonium) und Maria Sofianska (Flügel), und schon in den Vorspieltakten erlebte man eine geradezu kammermusikalische Einführung zumindest stellenweise in die vielfältige Thematik das Satzes, bis dann Kantor, Kantorei, Solotenor und Soloquartett gleichsam ein Stimmungsbild Golgathas von Leid und Trauer evozierten. Eine orchestrale Aufführung war übrigens unter Godehard Weithoff 2007 hier zu hören gewesen. Die derzeitige, von Kantor Severin einstudierte und geleitete Aufführung könnte nun auch geradezu einen berühmten Text illustrieren. Zu der Bearbeitung größerer Musikwerke für kleineres Ensemble äußerte sich nämlich einmal Alban Berg beherzigenswert im Prospekt zu einem berühmt gewordenen und aus finanziellen Gründe notwendig gewordenen Wiener Konzert 1921 mit Strauß-Walzern für Streichquartett, Harmonium und Klavier: "Es kommen nebst Liedern, Klavierstücken, Kammermusik und kleineren Chorsachen auch Orchesterwerke in Betracht, welche - da der Verein heute noch nicht die Mittel besitzt, sie in der Originalgestalt aufzuführen - vorderhand nur in guten und gutstudierten Arrangements zu vier bis acht Händen reproduziert werden können. Aber einmal vor eine solche neue Aufgabe gestellt, wurde aus der Not eine Tugend gemacht. Es ist nämlich auf diese Weise möglich, moderne Orchesterwerke - aller Klangwirkungen, die nur das Orchester auslöst, und aller sinnlichen Hilfsmittel entkleidet - hören und beurteilen zu können. Damit wird der allgemein übliche Vorwurf entkräftet, dass diese Musik ihre Wirkung lediglich ihrer mehr oder minder reichen und effektvollen Instrumentation verdanke und nicht auch alle diese Eigenschaften besäße, die bisher für eine gute Musik charakteristisch waren: Melodien, Harmoniereichtum, Polyphonie, Formvollendung, Architektur etc."

Im Falle des rossinischen Stabat Mater ist dazu noch eine Wirkung der instrumentalen Reduzierung zu nennen, nämlich ihr Beitrag zum abmildernden Abbau des Opernhaften und weltlich Theatralischen in Rossinis geistlicher Musik, das der originale Orchesterklang mit Flöten, Oboen, Klarinetten, Hörnern, Trompeten, Posaunen, Pauken und Streichern - an jeweiligen Werkstellen - leicht erzeugen musste, Damit befindet man sich mitten im Geschmacksstreit darum, wie viel Theatralisch-Opemhaftes eine geistliche Musik vertrage, und in der Diskussion darum, ob ein Text, in dem fast jedes zweite Wort Schmerz, Blut und Qual ist, doch auch vor allem eine leidvoll ausdeutende Musiksprache nach sich ziehen müsse mit Lamento- und Seufzerfiguren, Chromatik und schmerzhafte Dissonanzen. Die Gegner Rossinis sehen in der Nachfolge von Richard Wagners Musikästhetik bei Rossini nur ein "streckenweise vollständig frivol ausgefallenes Werk", das komponiert sei "nach dem für die Vokalmusik unseligen Prinzip, ... die Musik zur freien Herrin zu machen", d.h. nicht textempfindlich genug zu sein. Als besonders drastische Kritik sei hier die Pariser "Revue et Gazette musicale 1842" zur Pariser Uraufführung zitiert: "C´ est un véritable pouf de musique religieuse - Das ist wahrhaft eine "markt-schreierische Reklame" geistlicher Musik.

Die Ausführenden in Eberbach unter Leitung von Bezirkskantor Severin Zöhrer: Claudia Muschio - Sopran, Diana Haller - Mezzosopran, Raphael Wittmer - Tenor, Teru Yoshihara - Bass, die katholische Kantorei Eberbach, Andrew Dewar - Harmonium und Maria Sofianska - Klavier sind dabei deutlich von einem anderen Verständnis des rossinischen Werks ausgegangen sein, das sich weithin durchzusetzen scheint, obwohl die Debatte um das Rossini-Werk und um die "Diskrepanz von Wort/Text und Melodik" in ihm noch nicht endgültig abgeschlossen sein mag. Der auch bei dieser Aufführung spontan verdiente begeisterte, nicht enden wollende Schlussbeifall klang denn auch eher nach dem Ende eines Opernabends als nach dem eines geistlichen Konzert über eine der eindrucksvollsten mittelalterlichen Dichtungen, die das unsägliche Leiden (dolor) Mariens angesichts ihres toten Sohnes und das Mitleiden (compassio) der Gläubigen und deren Heilserwartung (Paradisi gloria) zum Inhalt hat.

Die Rossini-Verteidiger berufen in dieser Frage sich meist auf Heinrich Heine, der 1842 anhand der Pariser Uraufführung - schließlich bedeutet Evangelium "gute (frohe) Botschaft" - das Wesen sakraler Musik "nicht in subtilen mageren Konturen und so abgehärmt und farblos als möglich dargestellt" oder in "äußerer Dürre und Blässe" nicht hatte sehen wollen. Ihr Wesen sei eher eine "gewisse innere Überschwänglichkeit", womit die Lockerung der sklavischen Abhängigkeit der Tonsprache von einem Textinhalt angesprochen ist, die Rossini zweifellos unbefangen und beeindruckend nach seinem vornehmlichen Klangideal von Klarheit in der Rhythmik (ritmo chiaro) und Einfachheit der Melodik (melodia semplice) übte.

Natürlich zeigte sich die Problematik der "Diskrepanz von Wort und Ton" immer noch trotz instrumentaler Reduzierung etwa bei den als besonders theatralisch angeprangerten Sätzen des Werkes wie der zweifellos ebenso bewundernswerten wie bravourösen Tenorarie (Nr. 2) "Cuius animam gementem - Deren seufzende Seele" (der Schmerz wie ein Schwert durchbohrte), die Raphael Wittmer auch als tenorale Leistungsschau bis hin zum hohen Des einer Koloraturenkadenz nutzen konnte und die das Instrumentalduo am Flügel und Harmonium eher zurückhaltend begleitete, als es ein Vollorchester mit hinreißender "alla marcia-Musik" getan hätte. "War das nun der einfache Legionar, der, nicht ungerührt vom Schmerz einer Mutter, angesichts ihres toten Sohnes, unbefangen in einer Art Theaterszene bravourös singt?" Der Vortrag Wittmanns, voll melodischem Schwung und virtuosem Glanz, mit dem er von Angstschauern, Schmerz und Jammer sang, könnte mit einer doppelten Optik erklärlich werden. Wird nicht das Neue Testament nie müde zu betonen, dass Schmerz und Leid des kommenden Heilsglücks wegen fast unerheblich seien. So nähme dann die auch hier zumeist frohgemut vorgetragene Musik Rossinis über einen leidvollen Text in absichtlicher Diskrepanz die kommende Herrlichkeit vorweg, böte aber gleichzeitig beides in einem übergreifenden Kontrapunkt: das Leid im Worttext und in der Musik die Freude.

Unter diesem Gesichtspunkt verlören dann auch andere oft als zu opernhaft betrachtete Sätze diese Abstemplung als nichtsakrale Musik, wie z B. das "trauernde" Duetto (Nr.3) mit Claudia Muschio und Diana Haller: "Quis est homo, qui non fleret - Wer ist der Mensch, der nicht weinte, (wenn er Christi Mutter sähe)" und die volkstümlich anmutende Cavatina (Nr. 7) mit Diana Haller: "Fac, ut portem Christi mortem - Mach, dass ich Christi Tod trage". Hier gestalteten die Sängerinnen angemessen die musikalischen Qualitäten dieser Arien - wie z. B. im Duetto das schöne Singen, das gepaart mit glanzvoll ausgeführten zweistimmigen Koloraturen ausgeführt wurde, d. h. Gesang und klangliche Virtuosität (Belcanto) in einem Gesangsstück zusammen.

Nun wurden noch nie alle zehn Sätze des Werks als "opernhaft" hingestellt. Als echt empfundene, geistliche Musik galt immer der A-cappella-Chor mit Bassrezitativ von Teru Yoshihara: (Nr. 5), "Eia Mater, fons amoris - Ach Mutter, Quell der Liebe". Hier führte Kantor Zöhrer die Kantorei im Wechselgesang mit dem Bass zu altkirchlich gregorianischem Klangeindruck. Der Bassist war schon zuvor in der Arie: Pro peccatis sue gentis - Für die Sünden seines Volkes" (Nr. 4) majestätisch aufgetreten. Ebenso zeigten diesen Charakter geistlicher Musik die beiden Vokalquartette mit den vier Gesangssolisten (Nr. 6 und 9): "Sancta Mater, istud agas - Heil´ge Mutter, dies tu (Drück die Wunden des Gekreuzigten fest in mein Herz) mit fließenden Melodik und das "Quando corpus morietur - Wenn der Leib wird sterben!" (a cap-pella mit Chor und Solisten), wo auch der von Zöhrer herausgearbeitete Gegensatz zwischen gesungenen chromatischem "corpus morietur - mein Leib wird sterben" und dem mehr melodisch herzhaften "paradisi gloria - Paradieses Ruhm/Seligkeit" zur Geltung kam und als schlichtes Vorspiel gut sich von der grandiosen Schlussfuge (Nr.10) abhob. Die Sopran-Arie mit Cl. Muschio (Nr.8) : "Inflammatus et accensus per te, Virgo, sim defensus - Zu Flammen entzündet, (davor) sei bewahrt ich durch dich, Jungfrau" malte gesanglich und instrumental - auch ohne Posaunen und Pauken - das Jüngste Gericht und die durch Christus, Mariens Sohn, verheißene Rettung des Menschen.

Geistlichen Charakter wird man wohl auch nicht dem frohgemuten, triumphalistischen Fugenfinale (Nr.10 (Soli und Chor): "In sempiterna saecula - In Ewigkeit. Amen " absprechen. In dieser so genannten Doxologie, dem Rühmen der Herrlichkeit Gottes, - eigentlich nicht zum Kernbestand des Stabat Mater gehörig - waren dann noch einmal Dirigent, Kantoreichor samt Solisten und Instrumentalduo gefordert, in dieser dramatischen Doppelfuge die Stimmungen von Gewissheit, Zweifel und Heilssicherheit auszudrücken.

Unbedingt sei am Ende die Einleitung zum Stabat Mater-Hauptteil des Abends angesprochen, die Darbietung des musikalische Triptychons "Prélude, Fugue et Variation (Andantino)" h-moll, op. 18 (1874) des aus Lüttich stammenden, in Paris wirkenden bedeutenden Komponisten und Organisten César Franck (1822-90), der Oratorien, sinfonische Dichtungen Opern, Kammermusik geschaffen hat. Das dreisätzige Werk, in selbständiger Bachnachfolge komponiert und in verschiedenen Fassungen erhalten, erklang hier in der zum Konzert passenden Version für Harmonium und Klavier, ein Wunschprogramm wohl auch für das Duo an Flügel und Harmonium Andrew Dewar und Maria Sofianska, die so ein außergewöhnliches Hörerlebnis virtuos und klangvoll zu bieten wussten.

10.10.22

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