Eberbach zwischen Stabilität und finanziellen Herausforderungen
 (Foto: Bianca Weber-Götzenberger)(bwg) Die Eberbacher Stadtverwaltung stellte in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag, 23. Oktober, ihren Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 vor.
Bürgermeister Peter Reichert präsentierte in seiner Haushaltsrede nicht nur Zahlen, sondern auch eine klare Botschaft: Die Stadt steht vor groĂźen finanziellen Herausforderungen, die nur mit gemeinschaftlichem Engagement und strukturellen Reformen zu bewältigen sind. Trotz eines noch stabilen Jahres 2025 kündigen sich für die kommenden Jahre erhebliche Belastungen an.
Die wesentlichen Eckpunkte des Zahlenwerks: Bei Erträgen von 45,8 Mio. Euro (Vorjahr: 46,3 Mio.) und Aufwendungen von 47,6 Mio. wird 2026 ein Defizit von 1,8 Mio. Euro erwartet. In den Jahren 2027 und 2028 wird mit weiteren Defiziten von jährlich rund 1,6 Mio. Euro gerechnet. Erst 2029 soll es unterm Strich wieder einen positiven Haushalt geben. Der Zahlungsmittelüberschuss soll in 2026 mit 580.600 Euro gerade ausreichend für die Kredittilgung sein, während für 2027 ein Zahlungsmittelbedarf von rund 1,7 Mio. Euro geschätzt wird. Um diesen zu decken, soll im laufenden Jahr 2025 eine Liquiditätsrücklage von 2,5 Mio. Euro gebildet werden. Die Neuverschuldung wird für das kommende Jahr mit 5 Mio. Euro geplant. Aber insgesamt soll der Schuldenstand in den Jahren bis 2029 um etwa 20 Mio. Euro steigen, und das nur im Kernhaushalt ohne die Eigenbetriebe.
Die sogenannten Transferaufwendungen steigen im Haushalt 2026 voraussichtlich um 4 Mio. Euro an, davon allein die Kreisumlage um 2,6 Mio. Euro.
Vorgestellt wurde auch der Wirtschaftsplan 2026 des Eigenbetriebs “Städtische Entwässerung Eberbach“ (SEE). Hier sind Erträge und Aufwendungen von jeweils rund 4 Mio. Euro veranschlagt. Geplante Investitionen in die Entwässerungsanlagen summieren sich bis 2029 auf insgesamt 12,8 Mio. Euro. Die Kreditaufnahme für 2026 ist in der Höhe von 2,3 Mio. Euro vorgesehen, weitere Kredite 2027 bis 2029 sollen rund 7,5 Mio. Euro betragen.
Einen besonderen Stellenwert in Reicherts Ausführungen nahmen die mahnenden Worte von Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, und Landrat Stefan Dallinger (Rhein-Neckar-Kreis) ein. Beide warnten eindringlich vor der dramatischen Schieflage der Kommunalfinanzen und forderten tiefgreifende strukturelle Reformen.
Steffen Jäger wandte sich in einem offenen Appell direkt an die Bürgerinnen und Bürger. Er sprach von einer “ernsten Lage“, in der sich die Kommunen befänden – geprägt von geopolitischen Unsicherheiten, wirtschaftlicher Schwäche und einem überlasteten Staat. Besonders betonte er, dass die Vielzahl staatlicher Leistungsversprechen nicht mehr mit den verfügbaren Ressourcen vereinbar sei. Er forderte eine “ehrliche, gesamtstaatliche Reform“, die auf Eigenverantwortung, Prioritätensetzung und eine realistische Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen setzt. Seine Botschaft: Demokratie sei kein „Bestellshop“, sondern lebe vom Engagement aller.
Bürgermeister Reichert bezog sich in seiner Rede auch auf Landrat Stefan Dallinger, dessen Aussagen ein eindringliches Bild ergäben: Die Kommunen säßen “in einem Boot gegen die Strömung“ – nur wenn alle gemeinsam und in die gleiche Richtung ruderten, könne das Ufer erreicht werden. Er sprach von der “größten Finanzkrise, die dieses Land jemals erlebt hat“ und forderte einen “finanziellen Befreiungsschlag“ für die kommunale Ebene. Gleichzeitig appellierte Dallinger an den Zusammenhalt der kommunalen Familie, um mit vereinten Kräften gegenüber Bund und Land aufzutreten.
Diese Bezüge verdeutlichen, dass die Herausforderungen nicht nur Eberbach betreffen, sondern Ausdruck einer landesweiten Entwicklung sind. Bürgermeister Reichert schloss sich dem Appell seiner Kollegen an und rief dazu auf, mit Mut, MaĂź, Miteinander und Unternehmertum die Zukunft aktiv zu gestalten.
Der Haushaltsplan 2026 der Stadt Eberbach soll nun vom Gemeinderat beraten und - unter Berücksichtigung möglicher Ă„nderungsanträge - in der nächsten öffentlichen Ratssitzung am 27. November beschlossen werden.
26.10.25
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